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Sonntag, 10. April 2011

Verödungsbehandlung der Varikosis: Schaumsklerosierung

In den letzten Jahren hat sich die Sklerosierung mit aufgeschäumten Sklerosierungsmitteln vor allem bei der Therapie größerer Varizen durchgesetzt. Die Sklerosierungsmittel wie Aethoxysklerol® können durch eine spezielle Technik in einen feinblasigen Schaum umgewandelt werden. Das Mischungsverhältnis zwischen Sklerosierungsmittel und Luft beträgt dabei 1:3 bis 1:4. Zur Herstellung des Schaums wird von der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie Luft ausdrücklich akzeptiert, es darf allerdings auch eine Mischung aus Kohlendioxid und Sauerstoff sein.

Die Herstellung des Sklerosierungsschaums ist recht einfach: zwei Spritzen - eine enthält das Slerosierungsmittel, die andere das Gas - werden mit einem Konnektor oder  Dreiwegehahn verbunden und der Spritzeninhalt mehrfach hin und her gespritzt. Es entsteht eine „turbulente“ Mischung von Flüssigkeit und Gas, das Ergebnis ist ein feinblasiger visköser Schaum. Je höher die Konzentration an Aethoxysklerosl® ist, umso stabiler ist der Schaum. 





Dieser Schaum wird unmittelbar in die Krampfadern injiziert, wobei dieses Manöver mit Duplex-Ultraschall überprüft werden kann, was sinnvoll ist, da nicht alle Krampfadern von außen sichtbar sind. Die Ultraschallkontrolle ist bei der Schaumsklerosierung von Stammvenen nahe der Leiste unerlässlich. Das empfohlene maximale Schaumvolumen sowohl pro Bein als auch pro Behandlungssitzung ist 10 ml.





Aufgeschäumte Verödungsmittel haben gegenüber flüssigen den Vorteil eines größeren therapeutischen Effektes, da das Blut vollständig durch den Schaum verdrängt und daher die Kontaktzeit an der Venenwand verlängert wird. Vergleicht man die Effektivität von Flüssig- und Schaumsklerosierung ein Jahr nach Durchführung der Verödung bei der Stammvarikosis, schneidet die Schaumgruppe bedeutend besser ab: über 80% der Patienten aus der Schaumgruppe weisen keine Varizen mehr auf, bei der Flüssiggruppe liegt die Erfolgsquote bei nur ca. 40%!

Zur Verödung der Stammvenen verwendet man 3%iges Aethoxysklerol®, die Injektion sollte mindestens 10 cm unterhalb der Leiste beginnen. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wird das Bein ca. 30 cm hochgelagert, da der Schaum leichter als Blut ist und daher Richtung Fuß aufsteigt. Nach der Injektion dürfen über 2 bis 5 Minuten keinerlei Bewegungen erfolgen, das Bein muss ruhig liegen, Muskelbewegungen und eine Betätigung der Bauchpresse wie beim Husten sind zu vermeiden. Danach wird ein Kompressionsverband oder -strumpf angelegt und der Patient kann wieder nach Hause gehen. Die Dauer der Kompressionsbehandlung hängt vom Kaliber der verödeten Varizen ab. Faustregel: je dicker die Varizen, desto länger muss ein Kompressionsstrumpf getragen werden, u.U. also auch mehrere Wochen!

Auch Seitenastvarizen und retikuläre Krampfäderchen können mit der Schaumsklerosierung behandelt werden. Besonders lohnenswert ist die Sklerosierung von Rezidiv-Varizen, also Krampfadern, die nach einer bereits durchgeführten Venen-Operation aufgetreten sind.

Bei Gefäßen mit weniger als 1 mm Durchmesser ist die Schaumsklerosierung nicht die Therapie der ersten Wahl: zur Behandlung von Besenreisern wird weiterhin empfohlen, Aethoxysklerol® flüssig zu verwenden!

Auch wenn beim Ulcus cruris venosum (dem „offenen Bein“) die Kompressionstherapie zur Reduktion der Druck- und Volumenüberlastung im Venensystem weiterhin im Vordergrund steht, stellt die Schaumsklerosierung ulkusnaher Varizen eine wertvolle und effektive Therapieoption hinsichtlich der Ulkusabheilung dar. Und auch  hochbetagte Krampfader-Patienten, denen wegen ihres Gesundheitszustandes eine Varizenoperation nicht zumutbar ist sowie Patienten mit einem fortgeschrittenen postthrombotischen Syndrom profitieren von der Schaumverödung.

 

Sonntag, 3. April 2011

Verödungsbehandlung der Varikosis: Flüssigsklerosierung

Für die Sklerotherapie von Varizen ist in Deutschland Aethoxysklerol® mit dem Wirkstoff Polidocanol in den Konzentrationen 0,25/0,5/1/2/3 und 4% zugelassen. Die maximale Tagesdosis des Wirkstoffs beträgt 2 mg pro kg Körpergewicht. Es kann also durchaus möglich sein, das mehrere Verödungs-Sitzungen erforderlich sind.


 Die wichtigsten Informationen:

  • Die Punktion der zu verödenden Venen kann im Stehen oder Liegen erfolgen
  • Die Injektion des Aethoxysklerol® erfolgt in der Regel in liegender Position
  • Die Injektion selbst erfolgt langsam, evtl. in kleinen Portionen
  • Unmittelbar nach der Injektion und Entfernung der kleinen Kanüle erfolgt eine lokale Kompression im Verlauf der verödeten Vene mit Watte- oder Gazetupfern, die am Abend oder am nächsten Tag entfernt werden können
  • Im Anschluss an die Sklerosierung wird entweder ein Kompressionsverband oder ein Kompressionsstrumpf angelegt, der je nach Größe der verödeten Vene nur wenige Tage, evtl. aber auch mehrere Wochen getragen werden muss
  • Unmittelbar nach der Sklerosierung und nach Anlegen der Kompression sollten Sie ca. 1 Stunde stramm gehen (Sie sollten also etwas Zeit einplanen, wenn Sie einen Sklerosierungstermin haben!)
  • In den ersten Tagen nach der Sklerosierung sollten Sie sportliche Aktivitäten, heiße Bäder, Sauna und intensive UV-Einstrahlung (Sonnenbank!) vermeiden

Sollen größere Varizen (z.B. Stammvarizen) oder Perforansvenen verödet werden sollte eine gleichzeitige Darstellung mittels des Duplexsonographie-Gerätes erfolgen, d.h. die Punktion sollte „unter Sicht“ durchgeführt werden.

Über die Verödung von Besenreisern und retikulären Varizen existieren zahlreiche Untersuchungen und klinisch kontrollierte Studien, so dass man die Sklerosierung von kleinen und kleinsten Venen als die Standardtherapie bezeichnen kann, die in 90% der Fälle erfolgreich ist. Voraussetzung ist die Ausschaltung übergeordneter Varizen nach sorgfältiger Diagnostik und natürlich auch entsprechende ärztliche Erfahrung in der Durchführung der Sklerotherapie.

Videoclip: Sklerosierung von Besenreisern (engl.):




Videoclip: Sklerosierung von größeren Varizen unter Ultraschallkontrolle:


Donnerstag, 31. März 2011

Verödungsbehandlung der Varikosis: Diagnostik vor Sklerotherapie

Die Sklerotherapie setzt ein planvolles Vorgehen voraus, weshalb vor der Behandlung eine ausreichende Diagnostik erfolgen muss. Es macht wenig Sinn, kosmetisch störende Besenreiser zu veröden, wenn übergeordnete größere Venen ein unbehandeltes Klappenproblem haben sollten: die Besenreiser werden entweder nicht verschwinden oder aber relativ kurzfristig erneut auftreten.  Zur „Minimal-Diagnostik“, die bei den meisten Patienten ausreichen dürfte, gehören:
  • Anamneseerhebung 
  • körperliche Untersuchung
  • Dopplersonographie

Informationen über Dopplersonographie finden Sie hier:

Dopplersonographie




Je nach Befund können weitere Untersuchungen erforderlich sein, z.B. eine Duplexsonographie oder Phlebographie. Nur so lässt sich der Erfolg einer Sklerosierungsmaßnahme abschätzen und die sinnvollste Therapiemaßnahme auswählen.

Seien Sie vorsichtig, wenn man Ihnen eine Besenreiser-Sklerosierung anbietet, die Sie als IGeL-Maßnahme aus eigener Tasche bezahlen müssen, ohne dass vorher eine vernünftige Diagnostik durchgeführt wird!

Dienstag, 29. März 2011

Verödungsbehandlung der Varikosis: Indikationen und Kontraindikationen

Die Sklerotherapie hat folgende Ziele:
  • Behandlung der Varikosis und Vorbeugung evtl. Komplikationen
  • Linderung und ggf. Beseitigung bestehender Symptome
  • Verbesserung des gestörten venösen Blutflusses
  • ein funktionell und ästhetisch ansprechendes Ergebnis

Indikationen 

Grundsätzlich können alle Formen der Varikosis sklerosiert werden:
  • Stammvarizen (Vena saphena magna und parva) 
  • Astvarizen 
  • Retikuläre Varizen 
  • Besenreiser 
  • Perforansvenen 
  • Venen in der Umgebung eines Ulcus cruris venosum 
  • Rest- oder Rezidivvarizen z.B. nach vorangegangener Operation
Die Sklerotherapie ist für die Behandlung von kleinen Varizen (Besenreiser und retikuläre Varizen) die Methode der ersten Wahl. Bei größeren Varizen (Astvarizen, insuffiziente Perforansvenen) konkurrieren Sklerotherapie und operative Verfahren (Mini-Phlebektomie bzw. Unterbindung der Perforansvenen) miteinander. Auch wenn die Behandlung der Stammvarikosis durch eine Sklerotherapie erfolgen kann (insbesondere mittels der Schaumsklerosierung) so stellt die operative Ausschaltung immer noch die Methode der Wahl dar.

Die Kontraindikationen der Sklerosierung (ohne Gewähr!)
Keinesfalls sollte sklerosiert werden bei: 
  • bekannter Allergie auf das Sklerosierungsmittel 
  • schwerer Allgemeinerkrankung 
  • akuter Beinvenenthrombose (oberflächlich und tief) 
  • Infektionserkrankungen (generalisiert oder lokal im Bereich der Sklerosierung gelegen) 
  • längerer Immobilität/Bettlägerigkeit 
  • fortgeschrittener arterieller Durchblutungsstörungen Stadium III oder IV („Raucherbeine“) 
  • bei jodhaltigen Sklerosierungsmittel (in Deutschland nicht zugelassen): Überfunktion der Schilddrüse 
  • Schwangerschaft
  
Vorsichtig sollte man sein bei:
  • Komplikationen des Diabetes mellitus, z.B. Sensibilitätsstörungen in den Beinen 
  • Fieber 
  • schlechtem Allgemeinzustand 
  • Asthma 
  • Allergieneigung 
  • Beinödeme 
  • arterielle Durchblutungsstörungen Stadium II 
  • bekannte überschiessende Gerinnungsneigung („Hyperkoagulabilität“) 
  • Thromboseneigung bzw. abgelaufene Thrombose


Hinzu kommen noch evtl. spezifische Kontraindikationen für das verwendete Sklerosierungsmittel! 

Was viele Patienten nicht wissen: es geht bei der Behandlungswahl nicht um „entweder-oder“, also entweder Operation oder Sklerosierung. Vielmehr ergänzen sich beide Verfahren sehr gut. Gerade bei Patienten mit einer Stammveneninsuffizienz ist die sinnvolle Kombination von Operation und Sklerotherapie das beste Verfahren zur Behandlung der Varizenerkrankung.

Samstag, 26. März 2011

Verödungsbehandlung der Varikosis: Definition

Unter der Verödungsbehandlung, auch Sklerosierung oder Sklerotherapie genannt, versteht man die gezielte Ausschaltung von Varizen durch das Einspritzen von Sklerosierungsmitteln,  die zu einer Schädigung der Innenauskleidung der Venen oder auch der gesamten Gefäßwand führen. Dadurch kommt es zu einer Umwandlung der Varizen in einen bindegewebigen Strang, der eigentlichen Sklerosereaktion.


Bereits im klassischen Altertum versuchte beispielsweise Galen (ca. 130 – 200 n. Chr.) Varizen mit Ätzpasten beizukommen, welche auf die Haut aufgetragen wurden. Eine Injektionsbehandlung war natürlich erst sehr viel später möglich, nachdem brauchbare Glasspritzen eingeführt worden waren und entsprechende Injektionslösungen zur Verfügung standen. Im 19. Jahrhundert wurden mehrere chemische Substanzen mehr oder weniger erfolglos zum Veröden ausprobiert: reiner Alkohol, Eisenchlorid-Lösung und auch jodhaltige Präparate.

Wie viele Therapieverfahren in der Medizin ist auch die moderne Sklerotherapie einer zufälligen Beobachtung zu verdanken. Während des 1. Weltkrieges waren Syphiliserkrankungen recht häufig und wurden mit Salvarsan®-Injektionen behandelt. Salvarsan® kam 1910 auf den Markt und bewahrte viele an Syphilis-Erkrankte vor sehr viel Leid und auch dem sicheren Tod. Salvarsan® war allerdings nicht „ganz ohne“ wie die Bedeutung des Namens schon erahnen lässt: salvare bedeutet retten oder heilen, sanus heißt gesund oder heil und der Rest des Namens stammt von „Arsen“. Das „heilende Arsen“ ging bei Luftkontakt sehr rasch in giftige Verbindungen über und wurde in luftdicht verschlossenen Glasampullen auf den Markt gebracht. Auch wenn bei vielen Syphilisinfizierten bereits eine einzelne Injektion die erhoffte Heilung brachte mussten diverse Nebenwirkungen in Kauf genommen werden. So musste das Salvarsan® beispielsweise unmittelbar vor der Injektion mit ätzender Natronlauge versetzt werden. Die Injektionen in die Armvene führten folglich sehr häufig zu Entzündung und Verschluss der Venen. Warum sollte man also Varizen nicht mit Salvarsan® veröden können? In der Tat hat es erfolgreiche Versuche dazu gegeben. Das Salvarsan® wurde um 1950 allerdings vom Markt genommen, so dass man sich nach einer anderen Substanz umschauen musste.

Um 1940 wurde in einem namhaften deutschen Chemieunternehmen nach Injektions-Anästhetika geforscht, also Betäubungsmittel, die intravenös verabreicht werden können. Man war erfolgreich, musste aber feststellen, dass bei der intravenösen Gabe in höheren Konzentrationen Reizungen der Venenwand auftraten. Die entdeckte Substanz hieß: Hydroxypolyaethoxydodecan, auch als Polidocanol bezeichnet. Die Nebenwirkung der Substanz –die Venenreizung und Verklebung– wurde später als gewünschte Hauptwirkung für die Sklerosierung von Krampfadern genutzt. Das heutzutage weltweit am häufigsten eingesetzte Verödungspräparat aus Polidocanol heißt Aethoxysklerol®, das als einziges Verödungsmittel in Deutschland zugelassen ist. In den letzten 20 Jahren dürften weltweit ca. 80 Millionen Verödungsmaßnahmen durchgeführt worden sein, übrigens nicht nur bei Varikose-Patienten, sondern auch bei Krampfadern im Bereich der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) und Hämorrhoiden.


Wird die Sklerosierungssubstanz Polidocanol in eine Krampfader injiziert bläht sich die Innenauskleidung der Vene ballonartig auf und es werden in einem komplizierten Mechanismus Substanzen aus der Gefäßwand freigesetzt, die zu einem „Gefäßkrampf“ führen. Diese Reaktion auf das Verödungsmittel setzt in aller Regel schon zwei Stunden nach der Injektion ein. Es entsteht ein Thrombus, der fast ausschließlich aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten) besteht. Da unmittelbar nach einer Sklerosierung ein Kompressionsverband angelegt wird, kommt es zu einer Verklebung der Venenwände. In den Thrombus einsprossendes Bindegewebe führt zur Bildung einer Narbenplatte und somit zu einem stabilen Verschluss der Vene. Die verschiedenen Stadien der Sklerosierung laufen nicht immer hintereinander weg ab, sondern es können unterschiedliche Stufen gleichzeitig vorkommen. Es können Venenabschnitte bereits Narbenplatten aufweisen, während andere Abschnitte längere Zeit nur einen „roten“ Thrombus zeigen. Ursächlich sind einerseits die Injektionstechnik, die Wahl des Verödungsmittels bzw. seine Konzentration und evtl. auch eine verkehrte Indikation. Andererseits spielen aber auch lokale, vom Arzt nicht zu beeinflussende Faktoren eine Rolle. So ist beispielsweise eine Resistenz gegen das Verödungsmittel beschrieben worden und die Vorschädigung der Vene infolge ihrer Klappeninsuffizienz kann auch eine überschießende Reaktion auf das Verödungsmittel auslösen. Im Idealfall werden aber alle von einer Narbenplatte komplett verschlossenen Krampfadern im Laufe der Zeit vom Körper abgebaut.

Das Ziel einer Sklerosierungsbehandlung ist nicht die alleinige Thrombosierung des Gefäßes, da es zu einer Rekanalisierung kommen kann, sondern der Umbau in einen bindegewebigen Narbenstrang.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Medikamentöse Behandlung der chronisch venösen Insuffizienz


Die Wirksamkeit systemischer, d.h. in der Regel als Tabletten, Dragees oder Kapseln eingenommener Venentherapeutika ist in Fachkreisen sehr umstritten, da ihre Effektivität lange Zeit nicht ausreichend belegt war. In den letzten Jahren sind jedoch einige einwandfreie Studien zu diesen Medikamenten veröffentlicht worden. Bei korrekter Indikation und Anwendung einiger Wirkstoffe konnte eine unterstützende Wirkung bei der Behandlung der CVI nachgewiesen werden. 



Als Venen-Patient muss man sich jedoch über folgendes im Klaren sein:

1. Venentherapeutika ersetzen keinesfalls die Basistherapie bestehend aus Kompressionsbehandlung, ggf. Operation und/oder Sklerosierung!

2. Die medikamentöse Behandlung mit Venentherapeutika kann im Einzelfall durchaus eine sinnvolle Ergänzung der Basistherapie sein, z.B. bei einer fortgeschrittenen Krampfadererkrankung und gleichzeitig bestehenden arteriellen Durchblutungsstörungen („Raucherbeinen“), die eine Kompressionsbehandlung unmöglich machen, bei Patienten, die mit einer Kompressionsbehandlung nur unzureichend versorgt sind oder aber zur Überbrückung bis zur operativen Varizensanierung/Sklerosierung.

3. Die meisten Venentherapeutika sind pflanzlicher Herkunft. Das heißt aber nicht, dass die Präparate keine Nebenwirkungen haben und für jedermann geeignet sind. Auch für Medikamente auf Pflanzenbasis existieren Kontraindikationen, sie sind keinesfalls harmlos. Auch sollten Schwangere und Frauen, die stillen, den Beipackzettel genauestens studieren, denn viele Präparate sind insbesondere in der frühen Schwangerschaft kontraindiziert und die Wirkstoffe können über die Muttermilch an den Nachwuchs weitergegeben werden.

4. In Deutschland existiert keine Leitlinie zur medikamentösen Behandlung mit Venentherapeutika, d.h. die medizinischen Fachgesellschaften halten sich mit Empfehlungen zurück oder drücken sich nur sehr unverbindlich aus.

5. Die Verordnung von Venentherapeutika, z.Zt. rund 50 in oraler Form und 35 sog. Externa (Salben, Cremes), geht in Deutschland nicht mehr zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen. Sie müssen die Präparate aus eigener Tasche bezahlen.

6. Venentherapeutika sind keine Lifestyle-Produkte oder Nahrungsergänzungsmittel. Auch wenn sie rezeptfrei erhältlich sind, es sind immerhin noch apothekenpflichtige Medikamente!

7. Im Zweifelsfalle beraten Sie sich besser mit Ihrem Hausarzt oder Phlebologen.

Je nach Wirkstoff sollen Venentherapeutika folgende Wirkungen haben:
  • antiödematös = gewebsentwässernd
  • antiinflammatorisch = entzündungshemmend
  • antioxidativ = gewebsstabilisierend
  • proteolytisch= eiweißabbauend
  • kapillarabdichtend = gefäßwandstabilisierend
 
Welche Venentherapeutika sollen wirksam sein und warum?

Bei den aufgeführten Venentherapeutika handelt es sich um eine Auswahl an  pflanzlichen Präparaten, die verschiedene Wirkstoffe enthalten. Für Angaben über Dosierungsanweisungen, Verabreichungsformen und Nebenwirkungen keine Gewähr!

1. Japanischer Schnurbaum
 Wirkstoff ist das Rutin, das zu Troxerutin umgesetzt wird. Laut einer kleinen Studie soll die Behandlung mit der Kombination Rutin + Kompressionsstrumpf wirksamer sein als die alleinige Kompressionstrumpf-Behandlung.






Indikationen:
  • Krampfadererkrankung, CVI
  • krampfaderbedingte Ödeme
  • venenbedingte Beinkrämpfe und Schmerzen
  • Komplikationen wie Phlebitis (Venenentzündung), Hautstörungen, postthrombotisches Syndrom, Ulcus cruris („offenes Bein“)
Wirkung:
Rutin verbessert die kapilläre Mikrozirkulation und hat einen antioxidativen Effekt, wodurch das Gewebe vor freien Radikalen geschützt wird.

Freie Radikale sind Moleküle, denen ein Elektron fehlt, das sie sich bei anderen Molekülen stehlen. Die beraubten Moleküle werden nun selbst zu freien Radikalen und gehen ihrerseits auf Raubfang. Es entsteht ein Teufelskreis, der zur Zerstörung lebenswichtiger Proteine, Zellmembranen, ja sogar des Erbguts führen kann. Antioxidantien können freie Radikale neutralisieren.

Nebenwirkungen:
Allergische Hautreaktionen, Magen-Darm-Störungen, Kopfschmerzen. Rasches Abklingen nach Absetzen des Medikaments. 

Präparate:
Venoruton 300 täglich 1 Kapsel morgens
Venoruton Intens täglich 2 Tabl., nach 4 Wochen nur noch 1x1
Venoruton retard täglich 1-2 Tabl.
Venoruton Tropfen täglich 2x 5 ml, nach 4 Wochen 1x 5 ml


2. Buchweizenkraut

Hauptwirkstoff der Buchweizenfrucht sind Flavinoide, vor allem das Rutin. Es wirkt ödemprotektiv, indem die Kapillarwände abgedichtet werden, wodurch die typischen Symptome wie Schwere- und Spannungsgefühl, ödembedingte Schwellungen, Krämpfe und Schmerzen nachlassen.

Indikationen:
  • CVI Stadium I und II 
  • Krampfadern 
  • Mikrozirkulationsstörungen 
  • müde, schwere Beine
Wirkung:
s. 1. Japanischer Schnurbaum

 Nebenwirkungen:
Nach Einnahme größerer Mengen kann es unter Sonneneinwirkung zu Hautrötungen kommen. Magenbeschwerden und Übelkeit kommen vor.

Präparate:
Fagorutin Tabletten täglich 3x 2
Fagorutin Tee täglich 3x1 Tasse vor dem Essen  


3. Agrumenfrüchte (Zitrusfrüchte)

Wirkstoff ist das Diosmin, das aus den Schalen von Zitrusfrüchten gewonnen wird. 

Indikation:
  • chronisch venöse Insuffizienz mit Stauungsbeschwerden
Wirkung:
Diosmon verbessert die Fähigkeit der Venenwände, sich zu straffen, wodurch der Blutfluss gesteigert und die Ödemneigung verringert werden. Zusätzlich hat es noch antiphlogistische, d.h. entzündungshemmende Effekte. 


Nebenwirkungen:
Wird allgemein gut vertragen. In den ersten Tagen ist Juckreiz möglich, soll lt. Hersteller spontan verschwinden.

Präparate:
Tovene 300 Kapseln täglich 2x 1
Daflon 500 Kapseln täglich 2x 1


4. Rotes Weinlaubextrakt
Hauptbestandteile sind Isoquercitrin, Quercitrin-3-O-Glucoronid und Kämpferglucosid.

Indikationen:
  • unterstützend bei allen Venenleiden 
  • falls Kompressionstherapie nicht möglich  oder alleine nicht ausreicht
Wirkung:
Rotes Weinlaubextrakt führt zu einer Reduktion der Beinödeme, unterstützt die Regeneration der Venenwände und verbessert die Mikrozirkulation der Haut.

Nebenwirkungen:
Wird allgemein gut vertragen. Gelegentlich Übelkeit, Magenbeschwerden, juckender Hautausschlag.

Präparate:
Antistax Venenkapseln täglich morgens 2 Kapseln vor dem Frühstück; max. Tagesdosis 4 Kapseln
Antistax extra Venentabletten täglich 1-2 Tabletten vor dem Frühstück


5. Rosskastanienextrakt

Hauptwirkstoff ist das aus den Samen gewonnene Aescin. In einer Studie soll das Aescin genauso gut wie eine Kompressionsbehandlung wirken (ersetzt sie aber nicht!).

Indikationen:
  • CVI mit Ödemneigung
Wirkung:
Aescin wirkt überwiegend antiödematös.



Nebenwirkungen:
Gelegentlich Übelkeit, Magen- und Darmbeschwerden, Juckreiz.

Präparate:
Venostasin retard oder S Kapseln täglich morgens u. abends 1 Kapsel vor dem Essen, bei Magen-Darmbeschwerden zu dem Mahlzeiten
Venoplant retard S Kapseln täglich 2x 1


6. Steinklee

Der Hauptwirkstoff des Steinklees ist das Cumarin.

Indikationen:
  • Stauungsbeschwerden 
  • Krampfadern 
  • Hautjucken 
  • Wadenkrämpfe



Wirkung:
In Studien bei Stauungsbeschwerden zu einem Rückgang der Ödeme und somit zu einer Verbesserung der subjektiven Beschwerden geführt hat (allerdings in Kombination mit Troxerutin und intravenös gegeben!).

Nebenwirkungen:
Cumarinpräparate sind nicht ganz ohne. Unter der festen Kombination Cumarin+Troxerutin treten zwar selten Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen auf. In Einzelfällen wurden jedoch Leberschädigungen beobachtet, weshalb unter der Therapie die Leberwerte regelmäßig kontrolliert werden sollten. Bei bereits bestehender Lebererkrankung sollte das Medikament nicht eingenommen werden. Wegen einer fraglichen krebsauslösenden Wirkung von Cumarinen wurde die zulässige Dosis auf 3-5 mg beschränkt.

Präparate:
Venalot Depot Tabletten täglich 3x 1-2


7. Mäusedorn

Die Wirksamkeit des Mäusedorns, Ruscus aculeatus, wird den Steroidsaponinen zugeschrieben, die in Studien Stauungsbeschwerden reduzierte.

Indikationen:
  • zur Unterstützung bei der CVI
Wirkung:
Ruscus erhöht den Venentonus, wirkt kapillarabdichtend, entzündungshemmend und diuretisch („harntreibend“).


Nebenwirkungen:
selten Übelkeit und Erbrechen, allergische Hautreaktionen

Präparate:
Cefadyn Tabletten täglich 2x1
Phlebodril Kapseln täglich 2x 2 zu den Mahlzeiten


Das Auftragen und Einmassieren von sog. Externa, also Salben und Cremes, ist sehr beliebt. Man hat das Gefühl, seinen Beinen was Gutes getan zu haben, zumal viele Präparate einen angenehm kühlenden Effekt haben. Der Wert einer derartigen Behandlung ist jedoch weiterhin sehr umstritten. Bei schweren Formen der CVI mit Hautschäden greifen die Betroffenen oft aus Verzweiflung zu zahlreichen Präparaten, was im Laufe der Zeit zu einer Sensibilisierung gegen viele Substanzen auf Salbenbasis führt. Wie wär´s stattdessen mit Kniegüssen oder kalten Wickeln nach Kneipp?

Hydrotherapie nach Kneipp in Eigenregie 




Sonntag, 13. Februar 2011

Sport bei Venenerkrankungen

Bewegung steht bei Venenpatienten  an erster Stelle, denn Venengymnastik und viel Laufen stärken die Beinmuskulatur und fördern den Blutfluss in den Venen durch Betätigung der Muskelpumpen.

Aber nicht alle Sportarten sind gleich gut, um die Beinvenen auf Trapp zu bringen. Je nach Sportart kann es nämlich auch zu einer Verschlechterung der Venenerkrankung kommen.



Schwimmen
Schwimmen ist für alle Venenpatienten ein idealer Sport, denn der Wasserdruck verbessert den venösen Blutstrom aus den Beinvenen Richtung Herz. Bereits 40 cm unterhalb der Wasseroberfläche entspricht der Wasserdruck dem Druck eines Kompressionsstrumpfes.

Laufen
Ebenfalls gut für die Venen, vorausgesetzt sind gute, flache Laufschuhe sowie Laufen auf federndem Untergrund.

Skilanglauf
Empfehlenswert wegen der rhythmischen Bewegungen und weil keine Belastungsspitzen auftreten.

Venenwalking
Strammes Gehen aktiviert die Wadenmuskulatur und fördert die Sprunggelenksbeweglichkeit, beides begünstigt den venösen Blutstrom in den Beinen zum Herzen hin. Und: Venenwalking kann wirklich jeder machen, auch Untrainierte. Es sollte 2-3x wöchentlich für ca. 30 Minuten durchgeführt werden. Bequeme, luftige Kleidung und gutes Schuhwerk, das die Bewegungen der Sprunggelenke nicht behindert, sind empfehlenswert.

Radfahren
Radfahren kräftigt die Beinmuskulatur und aktiviert bei jedem Tretdurchgang die Sprungelenke. Gleichzeitigt werden die Beine vom Körpergewicht entlastet. Radfahren ist aber nur dann empfehlenswert, wenn es entspannt und nicht als Leistungssport betrieben wird.

Ballsportarten
Hier kommen die ersten Einschränkungen für Venenpatienten: geeignet sind diese Sportarten nur, wenn sie ein geringes Verletzungsrisiko aufweisen und keine allzu starke Brems- und Beschleunigungskräfte erfordern. Fußball, Basketball, Handball, Rugby und dergleichen sind nicht empfehlenswert.

Kraftsport
Alle Sportarten, bei denen die Bauchpresse eingesetzt werden muss (z.B. beim Gewichtheben) sind für Venenpatienten ungeeignet, da durch die Erhöhung des Druckes in der Bauchhöhle der Blutabstrom aus den Venen behindert wird.

Es gilt: ist die Venenerkrankung bereits soweit fortgeschritten, dass ein Kompressionsstrumpf getragen werden muss, dann muss dieser auch beim Sport getragen werden (Ausnahme: Wassersport)!


Empfehlenswert
Nicht so gut
Schlecht

Schwimmen
Gehen
Wandern
Venenwalking
Tanzen
Skilanglauf
Radfahren
Golf
Aquajogging
Gefäßsportgruppe


Ballsportarten mit Sprüngen
-          Handball
-          Fußball
-          Basketball
-          Volleyball

Intensives Joggen
Aerobic


Radfahren/Leistungssport
Ski alpine
Tennis Einzel
Squash
Krafttraining
Gewichtheben
Boxen
Surfen

Samstag, 12. Februar 2011

Krampfader-Therapie: Bewegungstherapie & Venen-Fitness


Durch den gestörten Blutfluss in den Beinvenen entstehen die typischen Symptome, die jeder Venenpatient kennt: schwere Beine, Ödembildungen in den Unterschenkeln, Spannungsgefühl und ziehende Schmerzen, nächtliche Wadenkrämpfe und ruhelose Beine. Diese typischen Stauungsbeschwerden werden verstärkt durch langes Sitzen und Stehen, bei Wärme sowie vor bzw. während der Menstruation.

Bewegung steht bei Venenpatienten daher an erster Stelle, denn Venengymnastik und viel Laufen stärken die Beinmuskulatur und fördern den Blutfluss in den Venen durch Betätigung der Muskelpumpen. Dabei ist die Venen-Fitness nicht nur für die Behandlung, sondern auch zur Vorbeugung von Venenproblemen geeignet. Grundsätzlich ist jede Bewegung nützlich, die die Fuß- und Wadenmuskeln fordert, sowohl im privaten wie beruflichen Alltag. Wer mit dem Begriff "Muskelpumpen" nicht viel anfangen kann, findet hier weitere Informationen:

Die Beinvenen und ihre Muskelpumpen 


Stehende Berufe

Der größte Risikofaktor für Venenerkrankungen ist ein stehender Beruf, denn im Stehen werden die Muskelpumpen in unseren Beinen nicht aktiviert. Der Blutrückstrom in unseren Beinen verlangsamt sich und ein Großteil des Blutes versackt in den Beinvenen.

Bereits kleine Änderungen am Arbeitsplatz können für mehr Bewegung sorgen. Beispielseise können Telefon und Drucker aus dem Greifraum des Büro-Schreibtisches entfernt werden, so dass man seine sitzende Tätigkeit durch Aufstehen unterbrechen muss. Wo Aufzüge und Rolltreppen sind, sind auch Treppen, die man seinen Venen zuliebe benutzen sollte. Kleinere Wege sollten nicht mehr mit dem Auto oder der Straßenbahn zurückgelegt werden, sondern durch einen kleinen Spaziergang.

Am Arbeitsplatz können folgende Übungen durchgeführt werden:

Gehen auf der Stelle
Abwechselnd die rechte und die linke Ferse anheben und wieder absetzen. Dabei auf ein kräftiges Drücken in den Zehenstand achten.

Zehenstand
Auf die Zehenspitzen stellen, anschließend über den gesamten Fuß abrollen, um wieder auf der Ferse zum Stehen zu kommen. 

Wadenmuskeltraining
Auf die Zehenspitzen stellen und die Fersen abwechselnd nach rechts und nach links absenken. Um das Gleichgewicht zu halten dürfen die Arme jeweils zur Gegenseite mitschwingen oder aber ruhen auf einer Stuhllehne.

Kniende Berufe

Auch Berufe, die in häufiger Hockstellung oder im Knien ausgeübt werden, gehören zu den Risikofaktoren einer Venenerkrankung. Neben den bereits erwähnten Übungen kann auch das Ausstreichen der Beine vom Knöchel bis zum Oberschenkel helfen, jeweils 4-5x rechts, dann links.

Sitzende Berufe

Zusätzlich zum Bewegungsmangel kommt es in der Sitzposition durch das  „Abknicken“ der Venen im Knie- und Beckenbereich zur Behinderung des Blutstroms in Richtung Herz.

Während der Arbeitszeit sollten die Zehen regelmäßig auf und ab bewegt werden und man sollte damit krallen. Einmal in der Stunde helfen ein paar kleine gymnastische Übungen, um die Venen auf Trapp zu bringen. In der Mittagspause und Freizeit bietet sich ein kleiner Spaziergang an, um die Beinmuskulatur zu fordern. Auch sollte man sich nicht unbedingt mit einer engen Jeans hinter den Schreibtisch setzen.

Hilfsmittel:
Ein kleiner Ball unter dem Schreibtisch sollte mit der ganzen Fußsohle vor und zurück oder nach rechts und links gerollt werden (Schuhe ausziehen).

Mit einem Wipp-Venentrainer wird die Sprunggelenkspumpe durch die Wippbewegungen der Füße aktiviert und der venöse Blutstrom Richtung Herz gefördert.





Venengymnastik zu Hause

1. Dehnungsübungen
Stellen Sie sich vor einen Stuhl, stellen die Zehenspitzen eines Fußes auf die Kante der Sitzfläche und verlagern Ihr Gewicht auf diesen Fuß, in dem sie das Knie des aufgesetzten Beines beugen. Halten Sie sich dabei mit den Händen an der Rückenlehne des Stuhles fest. Zur Dehnung der Wadenmuskulatur muss das Standbein mit der Ferse fest auf den Boden gedrückt werden. Die Position 30 Sekunden halten, dann auf das andere Bein wechseln.

Zur Dehnung der Oberschenkelmuskulatur im Stehen das Fußgelenk mit einer Hand umfassen und die Ferse zum Gesäß führen.

2. Übungen im Liegen (Rückenlage)
Beide Füße an die Wand stellen, die Kniegelenke befinden sich in 90° Position. Die Fußspitze eines Fußes ziehen Sie nun kräftig an, die des anderen Fußes drücken Sie fest gegen die Wand. Nach 10 Sekunden auf den anderen Fuß wechseln.

Einen Noppenball mit den Füssen eine Wand hoch und runter rollen lassen.



Beide Füße gegen eine Wand stemmen,  die Muskulatur des Beckenbodens anspannen und das Becken ein wenig anheben. Nach dem Absenken des Beckens kurze Erholungsphase und Übung wiederholen.

Beide Beine senkrecht anheben und einen Noppenball mit beiden Fußsohlen für 10 Sekunden kräftig zusammendrücken. Dann Lockerlassen und Übung wiederholen.

3. Übungen im Stehen
Gehen auf der Stelle in dem man abwechselnd rechte und linke Ferse anhebt und wieder abstellt. Dabei in den hohen Zehenstand gehen, um die Wadenmuskulatur zu fordern.

Auf die Zehenspitzen stellen und über die gesamte Fußsohle abrollen, so dass man auf den Fersen zu stehen kommt. Mehrmals vor und zurück rollen.

Mit beiden Füßen auf die Zehenspitzen stellen und dann mit beiden Fersen gleichzeitig mal nach rechts, mal noch links drehen und Fersen absetzen. Um das Gleichgewicht zu halten entweder mit den Armen jeweils zur Gegenseite schwingen oder an einer Stuhllehne festhalten.

Der Storchengang: Im Zimmer umhergehen (oder aber auch auf der Stelle) und dabei abwechselnd ein Knie in einem Winkel von 90° anheben. Besonders elegant ist beim Schreiten das Anheben der Ferse des Standbeines, das nennt man „Revelé“ oder „hoher Storchengang“.

Einen Noppenball zwischen beide Füße legen und diesen dann mit den Fußsohlen 10 Sekunden lang kräftig zusammendrücken.

Ein Tuch auf den Boden legen und mit den Zehen danach krallen, um es auf sich zu zuziehen.

4. Übungen im Sitzen
Mit geradem Rücken auf einem Stuhl sitzen und mit der ganzen Fußsohle einen Ball vor und zurück rollen.

Beide Füße auf einen Noppenball absetzen und den Ball mit den Zehen kräftig umklammern. Zur Entspannung den Ball ein wenig herum rollen.

Ein Theraband schlaufenförmig um beide Füße legen, die Füße ein wenig anheben und beide Beine gegen das elastische Band kräftig auseinanderdrücken.

Sonntag, 6. Februar 2011

Hydrotherapie


Unter Hydrotherapie versteht man die Anwendung von Wasser zur Behandlung akuter oder chronischer Beschwerden, zur Rehabilitation und Regeneration. Genutzt wird dabei der Temperaturreiz des Wassers, weniger der Wasserdruck oder Auftrieb, den der menschliche Körper im Wasser erfährt. Die physiologischen Wirkungen von Wasser reichen von Gefäßreaktionen über Stoffwechselanregungen, reflexbedingter Beeinflussung der Organe, Anregung von Atmung, der Harnausscheidung, des Magen-Darm-Traktes und der Nervenerregbarkeit.

Die Hydrotherapie ist ein Bestandteil der klassischen Naturheilkunde und gehört bereits seit Jahrtausenden zur sog. Badekultur. Bekanntester Vertreter der Hydrotherapie dürfte hierzulande Sebastian Kneipp (1821 - 1897) sein, ein bayrischer Priester, der Wasseranwendungen wie Güsse, Wassertreten, Waschungen usw. zunächst an sich selbst ausprobierte bevor er sie zur Heilung von Erkrankungen anwandte und weiter differenzierte. Sein Wirkungsort Wörishofen entwickelte sich zur Pilgerstätte von Heilsuchenden und hatte bereits 1890 rund 6000 Kurgäste.

Bei Venen-Erkrankungen kommen hydrotherapeutische Kaltanwendungen in Betracht: Kaltwassergüsse, kalte Fußbäder, Wassertreten und kalte Wickel. Durch kurzfristige lokale Anwendungen in Temperaturbereichen zwischen 12 - 16 °C kommt es zur sog. Vasokonstriktion, einem Zusammenziehen bzw. einer Verengung der Gefäße, welche durch die glatte Gefäßmuskulatur ausgelöst wird und bei einer Abkühlung der Hauttemperatur auf 15°C ihr Maximum erreicht.  Kneippsche Kaltwasseranwendungen eignen sich daher hervorragend  als unterstützende Maßnahmen bei der chronisch venösen Insuffizienz zur Verbesserung des Blutflusses in den Venen. Unter regelmäßiger und korrekter Anwendung kommt es zur Abnahme der Beinödeme und dadurch zu einem Rückgang der Stauungssymptomatik.

Kneippsche Kaltwasseranwendungen in Eigenregie

Um seinen Venen etwas Gutes zu tun muss man nicht nach Bad Wörishofen pilgern oder sich eine Wassertretanlage zulegen. Eine Badewanne oder Dusche sowie das nötige Know-how reichen aus, um Kaltwasseranwendungen in Eigenregie durchführen zu können.

Bevor Sie loslegen sollten Sie aber einige Grundregeln der Hydrotherapie kennen, denn Naturheilverfahren können durchaus auch Nebenwirkungen haben und sind nicht für jedermann geeignet:

1. Wohlbefinden nach der Anwendung: Unwohlsein, Herzklopfen oder auch ein Anhalten des Kältegefühls auf kalter Haut nach der Anwendung weisen auf einen Anwendungsfehler oder aber auch  auf eine Fehlreaktion des Körpers hin.

2. Kältereize dürfen nur auf warmer Haut erfolgen: bei kalter Haut ist eine Vorerwärmung erforderlich durch Bewegung oder warmes Wasser.

3. Keine Kälteanwendung in kalten Räumen, die Zimmertemperatur sollte über 21°C liegen

4. Keine Anwendung in unmittelbarem Zusammenhang mit den Mahlzeiten, Abstand min. ½ Stunde

5. Vor und nach den Anwendungen nicht Rauchen, am besten gleich ganz damit aufhören

6. Schlanke, untergewichtige Personen sind meist wärmebedürftig, daher nur kurze Anwendungen

7. Durchtrainierte, athletische Menschen sind meist kälte- oder wärmesensibler als man meint, so dass extreme Temperaturreize nicht empfehlenswert sind

8. Untersetzte, pummelige Menschen vertragen meist kräftige Kälteanwendungen

9. Wem die optimale Wassertemperatur von 12-16°C zu kalt ist, der sollte ruhig mit 20°C beginnen und sich langsam an die kühleren Temperaturen herantasten.

Wassertreten

Benötigt werden eine Badewanne, großer Eimer oder Bottich. Das Wasser sollte bis knapp unter das Knie reichen. Über 30 - 60 Sekunden wird dann im Storchengang auf der Stelle marschiert, d.h. bei jedem Schritt wird ein Bein ganz aus dem Wasser herausgenommen, dabei sollten die Zehen nach unten zeigen. Anschließend das Wasser abstreichen - nicht abtrocknen - und die Beine wiedererwärmen durch Umhergehen oder aber sich ins Bett legen und warm einpacken.

Wassertreten in Wörishofen um 1900

Übertreiben Sie es nicht und vermeiden Sie Auskühlung!

Nicht geeignet ist das Wassertreten bei:
Harnwegsinfektionen, Blasen- und Nierenerkrankungen, Unterleibsinfektionen bei Frauen, arteriellen Durchblutungsstörungen („Raucherbeinen“), Frösteln, Frieren, kalten Füssen und während der Menstruation.

Kalter Schenkelguss

Benötigt wird eine Handdusche, an der Sie den Duschkopf abschrauben können. Perfektionisten können sich auch ein sog. Kneipp-Gießrohr besorgen, das man problemlos anstelle des Duschkopfes aufschrauben kann (ca. 25 cm lang, über´s Internet 35 - 40 Euro).



Um den gewünschten Effekt zu erzielen muss der Wasserstrahl wie folgt angewendet werden:
  • beginnen Sie immer mit dem rechten Bein
  • vom Fuß außen (Kleinzehe) nach hinten über die Bein-Außenseite aufwärts
  • am Beckenkamm 6-8 Sekunden verweilen
  • von dort auf die Vorderseite des Beines wechseln und 6-8 Sekunden die Leistenbeuge abduschen
  • über die Innenseite des Beines wieder abwärts zum Fuß
  • dann ist das linke Bein an der Reihe
Auch hier sollten Sie nach Beendigung der Anwendung auf ausreichende Wiedererwärmung achten (s. Wassertreten).

Vorsicht bei Hexenschuss, Harnwegsinfekten, Frieren, Frösteln, kalten Füssen, Menstruation und niedrigem Blutdruck.

Hier ein kurzer Video-Clip, demonstriert wird ein "kalter Knieguss"





Kalte Wickel 

Der „kalte Wickel“ eignet sich besonders bei lokalen Entzündungen, z.B. einer Venenentzündung (Phlebitis)  oder Schweregefühl und Stauungsbeschwerden nach langem Stehen. 

Benötigt werden je ein Leinen- und Baumwolltuch 30x70 cm sowie ein Wolltuch 35x70 cm. Das Leinentuch wird in kaltes Wasser getaucht (Temperatur 5-10°C unter der Körpertemperatur), leicht ausgewrungen und faltenlos straff um den Unterschenkel gewickelt, dann folgt das (trockene) Baumwoll- und zum Schluss das Wolltuch.

Beginnen sollte man mit einer kurzen Einwirkzeit von ca. 5 Minuten; empfindet man die Aktion als angenehm, so kann man sie mehrfach hintereinander wiederholen oder aber den Wickel auch 15 - 20 Minuten belassen. Er sollte spätestens dann abgenommen werden, wenn er nicht mehr als kalt empfunden wird. Im Gegensatz zum Wassertreten und Schenkelguss wird keine Wiedererwärmung angestrebt.

Vorsicht bei Hexenschuss, Harnwegsinfekten, Erkältung, Frieren, Frösteln und kalten Füssen.

Entzündungshemmende Wickelzusätze

Lehmwasser: ca. 3 Handvoll Lehmpulver (Apotheke) in Wasser aufschwemmen bis ein dickflüssiger Brei entstanden ist, der auf das Leinentuch aufgetragen wird, das dann mit der Breiseite zur Haut hin angelegt wird.
Quark: 1 cm dick auf das Leinentuch streichen (Zimmertemperatur o. kälter), evtl. den Quark mit etwas Milch verrühren, damit er geschmeidiger wird.

Kühle Kneipp-Strümpfe 

Man benötigt je ein Paar oberschenkellange Leinenstrümpfe (Bioladen, Allergikerbedarf, Internet) und Wollstrümpfe. Die Leinenstrümpfe werden in kaltes Wasser getaucht, ausgedrückt, faltenlos angezogen und die Wollstrümpfe darüber gezogen. Bei Venenleiden sollte man die Strümpfe ausziehen, sobald sich ein Wärmegefühl einstellt.

Alle Anwendungen mit warmem Wasser über 35 °C sind bei Krampfadern nicht geeignet. 

Warme Vollbäder und auch Saunabesuche sind für Krampfader-Geplagte nicht empfehlenswert! Thermalbäder und Aqua-Fitness-Gymnastik mit Wassertemperaturen unter 35 °C können auch von Menschen mit Varizen genommen werden. Ebenfalls nicht geeignet sind Anwendungen mit „scharfem Wasserstrahl“ und Bürstenmassagen!

Auch wenn Sie durch regelmäßiges Anwenden geeigneter Kneippscher Verfahren eine Linderung der Stauungsbeschwerden verspüren: sie ersetzen nicht die phlebologische Basistherapie wie Kompressionsbehandlung, Verödung oder Operation!

Samstag, 22. Januar 2011

Krampfader-Therapie: intermittierende pneumatische Kompression („IPK“)


Die „IPK“ ist  vom Prinzip her eine einfache, aber doch sehr spezielle Methode der Kompressionsbehandlung, die allerdings fortgeschrittenen und/oder hartnäckigen Stauungsproblemen vorbehalten. Der durchschnittliche Krampfader-Patient wird sie kaum benötigen.

Das Prinzip der Behandlung besteht darin, dass um die ödemgestaute Gliedmasse eine Manschette gelegt wird, die intervallartig mit Luft gefüllt wird, so dass die Extremität komprimiert wird. Der aufgebaute Druck liegt je nach Ausprägung der Ödembildung zwischen 12 und 200 mm Hg (zum Vergleich: der normale Blutdruck am Arm gemessen beträgt um 120/80 mm Hg). Dadurch werden sowohl der Blutfluss in den Venen auf Trapp gebracht als auch der Abfluss von Lymphflüssigkeit wesentlich verbessert.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierten abenteuerliche pumpenähnliche Konstruktionen zur „Verminderung des Volumens der Glieder“. Die erste kommerzielle Herstellung von Ein-Kammer-Luftsystemen erfolgte erst um 1960 in den USA und war lange Therapiestandard. Durch den breiteren Therapieeinsatz entwickelte man schließlich die heute noch gebräuchlichen Mehr-Kammer-Systeme, die es in Arm-, Bein-, Hüft- und Hosenform gibt.

Eine Heimtherapie ist möglich, d. h. der Patient hat seine IPK-Gerätschaft zu Hause und kann diese mehrfach wöchentlich benutzen. 



Die wichtigsten Indikationen zur IPK sind ausgeprägte Schwellungszustände bei:

  • Postthrombotischen Syndrom 
  • Ulcus cruris 
  • Primäre oder sekundäre Varikosis 
  • Unfallbedingte Ödeme 
  • Lymphödeme 
  • Lipödeme

Die Wirksamkeit der IPK bei der CVI (chronisch-venösen Insuffizienz), beim postthrombotischen Syndrom und beim Ulcus cruris („offenem Bein“)  ist gut belegt. Beim Ulcus cruris beschleunigt die IPK zusätzlich zur Behandlung mit Kompressionsverbänden oder -strümpfen die Abheilung des Ulcus deutlich.

Heutzutage werden fast ausschließlich Mehr-Kammer-Geräte eingesetzt. Die Anzahl der Behandlungen pro Woche hängen vom jeweiligen Krankheitsbild ab. Pro Sitzung sind 30 Minuten Anwendungsdauer die Regel. Auch wenn die heutigen Geräte bis zu 200 mm Hg Druck aufbauen können sollten prinzipiell keine Drücke von über 100 mm Hg verwendet werden. Bei venös bedingten Ödemen liegt der optimale Druck zwischen 20 und 40 mm Hg.

Nicht angewendet werden darf die IPK bei:

  • fortgeschrittener Herzinsuffizienz 
  • Thrombophlebitis 
  • Thrombose oder Thromboseverdacht 
  • Entzündlichen Hauterkrankungen 
  • Schwerem, nicht eingestelltem Bluthochdruck 
  • Weichteilverletzungen 
  • Nervenerkrankung der Gliedmaße

Samstag, 15. Januar 2011

Krampfader-Therapie: Kompressionsstrümpfe


Bei Kompressionstrümpfen denkt fast jeder sofort an unbequeme und zugegebenermaßen auch hässliche „Gummistrümpfe“. Das ist nicht ganz abwegig, denn die ersten Kompressionsstrümpfe wurden -  nachdem Goodyear 1839 die Vulkanisation des Gummis erfunden hatte - tatsächlich aus dünnen Gummifäden hergestellt. Die Zeiten sind jedoch vorbei: heutzutage werden Kompressionsstrümpfe statt aus Naturgummi aus synthetischem Material hergestellt, so dass die Strümpfe wesentlich dünner sind und einen akzeptablen Tragekomfort bieten.

 Neben den sogenannten medizinischen Kompressionsstrümpfen gibt es noch zwei weitere Strumpfarten:
  • Stützstrümpfe: werden aus Nylongewebe hergestellt und haben keinerlei medizinischen Nutzen!
  • Thromboseprophylaxestrümpfe: diese weißen Strümpfe sollen bei Krankenhausaufenthalten Thrombosen vorbeugen; zur Krampfader-Behandlung sind sie nicht geeignet!

Kompressionsstrümpfe unterscheiden sich hinsichtlich mehrerer Merkmale:

1. Strumpflänge

Man unterscheidet Waden-, Halbschenkel, Schenkelstrümpfe und Strumpfhosen. Faustregel: so lang wie nötig, so kurz wie möglich!

Waden-, Halbschenkel- und Oberschenkel-Kompressionsstrümpfe

Kompressions-Strumpfhosen gibt es auch für Schwangere mit nicht-komprimierendem Hosenteil sowie für Männer


2. Befestigungsarten

Kompressionsstrümpfe müssen gut sitzen und dürfen natürlich nicht nach kurzer Zeit wie eine Ziehharmonika Richtung Fuß rutschen. Bei Wadenstrümpfen ist ein guter Sitz meist kein Problem, bei längeren, bis über das Kniegelenk reichenden Strümpfen sind meist zusätzliche Halterungen nötig: Hüfthalter, silikonbeschichtete Haftränder oder sogar Hautkleber.



3. Kompressionsstärke

Schweregrad und Ausdehnung der Krampfader-Erkrankung bestimmen, welche Kompressionsstärke ein Strumpf haben muss, damit der gewünschte Kompressionseffekt erzielt werden kann. Unterschieden werden 4 versch. Kompressionsklassen:

Klasse 1/leicht
  • Risiko-Patienten
  • "schwere Beine"
  • Besenreiser und retikuläre Varizen
  • geringe Schwellneigung bzw. Ödemneigung

Klasse 2/mittel
  • einzelne Krampfadern
  • Stammvarizen ohne chronisch-venöse Insuffizienz (CVI)
  • CVI Stadium I und II
  • Schwangerschaftsvarizen mit Ödembildung
  • nach einer Krampfader-Operation
  • nach einer Verödungsbehandlung
(CVI Stadium I: behebbare Ödeme, dunkelblaue Hautverfärbungen am Fußrand, Krampfaderbildung im Bereich der Knöchelregion; CVI Stadium II: bleibende Ödeme, Verhärtungen von Haut und Unterhautfettgewebe, Stauungsekzem)

Klasse 3/kräftig
  • CVI Stadium III
  • tiefe Beinvenenthrombose
  • Störung der tiefen Beinvenen
  • Lymphödem, Lipödem
(CVI Stadium III: Ulcus cruris = "offenes Bein")

Klasse 4/sehr kräftig
  • Ödeme, die zu einer Verhärtung des Gewebes geführt haben
  • chronisches Lymphödem

4. Strickverfahren: rund oder flach?

Ein Kompressionsstrumpf besteht aus Zweizugmaterial (Längs- und Querdehnung). Um nahtlos zu sein, wird ein Kompressionsstrumpf im Rundstrickverfahren gestrickt, das auch in der herkömmlichen Strumpfproduktion bekannt ist.  Die Maschenzahl ist über der gesamten Strumpflänge gleich. Die unterschiedlichen Umfänge eines Beins werden durch eine unterschiedliche Vordehnung des elastischen Fadens erreicht, so dass das Gestrick in diesem Bereich insgesamt dünner wirkt. 

Eine zweite Variante sind flachgestrickte Strümpfe, die mit einer Naht wie eine Röhre zusammengenäht werden. Die flachgestrickten Kompressionsstrümpfe werden Reihe für Reihe nach einem Strickschema erstellt, wodurch die unterschiedlichen Umfänge  durch die Veränderung der Maschenzahl pro Reihe erzielt werden. Durch dieses Strickverfahren können auch sonst undenkbare Formen und Größenunterschiede passgerecht hergestellt werden. Flachgestrickte Strümpfe üben anhand von robusten Materialien einen flächig konstanten Druck auf das Bein aus, weisen die ideale Eigenschaft von geringem Ruhe- und hohem Arbeitsdruck auf und zeichnen sich durch einen perfekten Sitz aus.  Die Optik leidet zwar unter diesem Verfahren,  sie sind starrer und lassen sich nicht mehr so einfach anziehen, jedoch können so die Konturen der Beine wesentlich besser bekleidet werden. Flachgestrickte Strümpfe werden in der Regel bei starken Venenleiden oder Ödemen eingesetzt und haben die Kompressionsklassen II, III oder sogar IV. Es gibt sie „von der Stange“ oder individuell angefertigt. Letzteres ist vor allem notwendig, wenn besondere anatomische Verhältnisse vorliegen, also sehr umfangreiche oder sehr schlanke Beine.

Die Herstellung von Kompressionsstrümpfen ist hierzulande streng geregelt und muss bestimmten DIN-Normen entsprechen.


Verordnung und Anpassung von Kompressionsstrümpfen

Medizinische Kompressionsstrümpfe gehören zu den Hilfsmitteln, deren Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden sofern eine Indikation vom Arzt gestellt worden ist. Als Patient erhält man also ein Rezept, auf dem alle wichtigen Informationen vermerkt werden müssen: Anzahl der Strümpfe, Strumpflänge, Kompressionsklasse, Diagnose sowie der Vermerk ob Konfektionsware („von der Stange“) oder Maßanfertigung. Zusätzliche Angaben beziehen sich auf die Art der Befestigung, Zeheneinschluss und das Strumpfmaterial, was bei Allergikern wichtig sein kann.

Die Strumpfanpassung setzt geschultes Personal voraus, was man eher im Sanitätshaus als in der Apotheke finden wird. Die Haltbarkeit von medizinischen Kompressionsstrümpfen beträgt bei regelmäßiger Nutzung ca. 6 Monate. Dann sind sie ausgeleiert und es müssen neue Strümpfe verordnet werden.

Übrigens: Hilfs- und Heilmittel belasten nicht in das Arznei- oder Heilmittel-Budget des verordnenden Arztes!


Anziehhilfen

Kompressionstrümpfe werden in der Regel nur tagsüber getragen, man zieht sie morgens an und abends wieder aus. Im Gegensatz zu den Kompressionsverbänden entfällt also das Problem der Hautpflege und der Körperhygiene.

Das Anziehen von Kompressionsstrümpfen ist nicht ganz einfach; es muss gelernt werden und stellt viele Patienten gerade zu Beginn der Kompressionsbehandlung vor Probleme. Vereinfacht wird das Anziehen und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen durch verschiedene Hilfsmittel, die ebenfalls per Rezept verordnungsfähig sind. 

Sowohl für Kompressionstrümpfe mit offener Spitze (die Zehen liegen frei) als auch für solche mit geschlossener Spitze (Zeheneinschluss) d.h. sind sog. Gleitsocken sehr hilfreich sein und das Anziehen der Strümpfe ist mit etwas Übung ruck zuck erledigt. Die in den folgenden Video-Clips gezeigten Handschuhe sind mit Gumminoppen versehen und verbessern die Griff-Fähigkeit und schonen die Strümpfe. Auch sie sind verordnungsfähig!








Weitere Anziehhilfen:










Trotz der vielen Hilfsmittel wird es immer wieder Patienten geben, die aufgrund ihres Alters, Gebrechlichkeit oder auch ihrer Körperfülle nicht in der Lage sind, sich ihre Kompressionsstrümpfe an- und auszuziehen. In solchen Fällen kann oder vielmehr muss ein ambulanter Pflegedienst via ärztlicher Verordnung damit beauftragt werden.


Risiken und Nebenwirkungen
  • Schlecht sitzende Kompressionsstrümpfe können durch Einschnürungen Schäden verursachen:
  • Hautnekrosen
  • Druckschäden von Nerven
  • tiefe Beinvenenthrombosen

Kompressionsstrümpfe dürfen nicht verordnet werden bei:
  • fortgeschrittenen arteriellen Durchblutungstörungen („Raucherbeine“)
  • fortgeschrittener Herzinsuffizienz
  • Venenentzündungen, die bereits zu einer Sepsis mit Fieber geführt haben
  • schwerer Beinvenenthrombose, bei alle, nicht nur die tiefen Beinvenen, durch Thrombusmaterial verstopft sind

Vorsichtig sollte man sein bei:
  • nässenden Hautveränderungen
  • Allergien auf das Strumpfmaterial
  • schweren Sensibilitätsstörungen der Beine
  • Rheuma-Erkrankungen