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Samstag, 26. März 2011

Verödungsbehandlung der Varikosis: Definition

Unter der Verödungsbehandlung, auch Sklerosierung oder Sklerotherapie genannt, versteht man die gezielte Ausschaltung von Varizen durch das Einspritzen von Sklerosierungsmitteln,  die zu einer Schädigung der Innenauskleidung der Venen oder auch der gesamten Gefäßwand führen. Dadurch kommt es zu einer Umwandlung der Varizen in einen bindegewebigen Strang, der eigentlichen Sklerosereaktion.


Bereits im klassischen Altertum versuchte beispielsweise Galen (ca. 130 – 200 n. Chr.) Varizen mit Ätzpasten beizukommen, welche auf die Haut aufgetragen wurden. Eine Injektionsbehandlung war natürlich erst sehr viel später möglich, nachdem brauchbare Glasspritzen eingeführt worden waren und entsprechende Injektionslösungen zur Verfügung standen. Im 19. Jahrhundert wurden mehrere chemische Substanzen mehr oder weniger erfolglos zum Veröden ausprobiert: reiner Alkohol, Eisenchlorid-Lösung und auch jodhaltige Präparate.

Wie viele Therapieverfahren in der Medizin ist auch die moderne Sklerotherapie einer zufälligen Beobachtung zu verdanken. Während des 1. Weltkrieges waren Syphiliserkrankungen recht häufig und wurden mit Salvarsan®-Injektionen behandelt. Salvarsan® kam 1910 auf den Markt und bewahrte viele an Syphilis-Erkrankte vor sehr viel Leid und auch dem sicheren Tod. Salvarsan® war allerdings nicht „ganz ohne“ wie die Bedeutung des Namens schon erahnen lässt: salvare bedeutet retten oder heilen, sanus heißt gesund oder heil und der Rest des Namens stammt von „Arsen“. Das „heilende Arsen“ ging bei Luftkontakt sehr rasch in giftige Verbindungen über und wurde in luftdicht verschlossenen Glasampullen auf den Markt gebracht. Auch wenn bei vielen Syphilisinfizierten bereits eine einzelne Injektion die erhoffte Heilung brachte mussten diverse Nebenwirkungen in Kauf genommen werden. So musste das Salvarsan® beispielsweise unmittelbar vor der Injektion mit ätzender Natronlauge versetzt werden. Die Injektionen in die Armvene führten folglich sehr häufig zu Entzündung und Verschluss der Venen. Warum sollte man also Varizen nicht mit Salvarsan® veröden können? In der Tat hat es erfolgreiche Versuche dazu gegeben. Das Salvarsan® wurde um 1950 allerdings vom Markt genommen, so dass man sich nach einer anderen Substanz umschauen musste.

Um 1940 wurde in einem namhaften deutschen Chemieunternehmen nach Injektions-Anästhetika geforscht, also Betäubungsmittel, die intravenös verabreicht werden können. Man war erfolgreich, musste aber feststellen, dass bei der intravenösen Gabe in höheren Konzentrationen Reizungen der Venenwand auftraten. Die entdeckte Substanz hieß: Hydroxypolyaethoxydodecan, auch als Polidocanol bezeichnet. Die Nebenwirkung der Substanz –die Venenreizung und Verklebung– wurde später als gewünschte Hauptwirkung für die Sklerosierung von Krampfadern genutzt. Das heutzutage weltweit am häufigsten eingesetzte Verödungspräparat aus Polidocanol heißt Aethoxysklerol®, das als einziges Verödungsmittel in Deutschland zugelassen ist. In den letzten 20 Jahren dürften weltweit ca. 80 Millionen Verödungsmaßnahmen durchgeführt worden sein, übrigens nicht nur bei Varikose-Patienten, sondern auch bei Krampfadern im Bereich der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) und Hämorrhoiden.


Wird die Sklerosierungssubstanz Polidocanol in eine Krampfader injiziert bläht sich die Innenauskleidung der Vene ballonartig auf und es werden in einem komplizierten Mechanismus Substanzen aus der Gefäßwand freigesetzt, die zu einem „Gefäßkrampf“ führen. Diese Reaktion auf das Verödungsmittel setzt in aller Regel schon zwei Stunden nach der Injektion ein. Es entsteht ein Thrombus, der fast ausschließlich aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten) besteht. Da unmittelbar nach einer Sklerosierung ein Kompressionsverband angelegt wird, kommt es zu einer Verklebung der Venenwände. In den Thrombus einsprossendes Bindegewebe führt zur Bildung einer Narbenplatte und somit zu einem stabilen Verschluss der Vene. Die verschiedenen Stadien der Sklerosierung laufen nicht immer hintereinander weg ab, sondern es können unterschiedliche Stufen gleichzeitig vorkommen. Es können Venenabschnitte bereits Narbenplatten aufweisen, während andere Abschnitte längere Zeit nur einen „roten“ Thrombus zeigen. Ursächlich sind einerseits die Injektionstechnik, die Wahl des Verödungsmittels bzw. seine Konzentration und evtl. auch eine verkehrte Indikation. Andererseits spielen aber auch lokale, vom Arzt nicht zu beeinflussende Faktoren eine Rolle. So ist beispielsweise eine Resistenz gegen das Verödungsmittel beschrieben worden und die Vorschädigung der Vene infolge ihrer Klappeninsuffizienz kann auch eine überschießende Reaktion auf das Verödungsmittel auslösen. Im Idealfall werden aber alle von einer Narbenplatte komplett verschlossenen Krampfadern im Laufe der Zeit vom Körper abgebaut.

Das Ziel einer Sklerosierungsbehandlung ist nicht die alleinige Thrombosierung des Gefäßes, da es zu einer Rekanalisierung kommen kann, sondern der Umbau in einen bindegewebigen Narbenstrang.