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Mittwoch, 12. Januar 2011

Krampfadern: Schönheitsfehler oder Erkrankung?


Krampfadern werden unabhängig von der Ausprägungsform vom Betroffenen in der Regel als Schönheitsmakel empfunden. Das gilt insbesondere auch für die sog. Besenreiser und kleinere Krampfäderchen (medizinisch retikuläre Varizen), die ca. 60% aller Venenveränderungen beim Erwachsenen ausmachen. Die gute Nachricht: diese Minimalveränderungen besitzen keinen Krankheitswert, d.h. sie verursachen keine Beschwerden.

Nun entwickelt nicht jeder Besenreiser-Träger im Laufe seines Lebens automatisch eine schwere Krampfader-Erkrankung, dennoch ist mit zunehmendem Alter auch bei diesen Minimalveränderungen mit einer Verschlimmerung der Erscheinungen zu rechnen.

In der ersten Bonner Venenstudie, die zwischen 2000 und 2002 durchgeführt wurde, zeigten 90% der über 3000 Teilnehmer Veränderungen an den Beinvenen. Anlässlich einer aktuellen Nachuntersuchung der Teilnehmer fiel auf, dass der Anteil der Patienten mit Krampfader-Symptomen deutlich zugenommen hatte. Viele Studienteilnehmer, die bei der ersten Studie keine oder nur geringe Venenveränderungen aufwiesen (z. B. Besenreiser), wiesen nun deutliche Zeichen einer Krampfader-Entwicklung auf.

Betroffenen ist vielfach nicht klar, dass sie eine Venenerkrankung haben, insbesondere dann, wenn Symptome fehlen oder gering ausgeprägt sind. Das Bewusstsein wächst mit den Krampfadern, nämlich dann, wenn die Beinvenen deutlich hervortreten und geschwollene, müde Beine den Alltag beeinträchtigen.

Ein dauerhaft gestörter Blutfluss über die Venen - genauer ein Rückstrom des Blutes Richtung Fuß - erhöht den Druck auf die Venenwände und Venenklappen, wodurch es zur Erweiterung der Venen kommt und Krampfadern entstehen. Die prall mit Blut gefüllten und gestauten Venen führen zu Flüssigkeitsansammlungen im umgebenden Gewebe, was Spannungsgefühl und Schmerzen verursachen kann. Achtung: einen venenbedingte Ödemneigung kann auch ohne sichtbare Krampfadern auftreten!

Im fortgeschrittenen Stadium stellen sich dann Hautschäden ein: Entzündungen, die Haut wird empfindlicher, obwohl sie verhärtet, Ekzeme und schließlich das gefürchtete „offene Bein“ (medizinisch Ulcus cruris).



Es gilt also, die pathologischen Veränderungen im Blutfluss der Venen rechtszeitig zu erkennen und subjektive sowie objektive Symptome zu verhindern.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Primäre und sekundäre Varikosis

Als Krampfader bezeichnet man im Allgemeinen die sackförmig ausgebeulten blauen Venen, die sich unter der Haut der Beine schlängeln und regelrechte Knäuel bilden können. Der medizinische Fachausdruck für eine Krampfader ist Varize, das Krampfaderleiden wird als Varikosis bezeichnet.

Varizen, die anlagebedingt sind und durch zunehmende Degeneration der Venenwände und -klappen entstehen, bezeichnet man als primäre Varizen. Die primäre Varikosis ist ein eigenständiges Krankheitsbild und wird bei den Krampfader-Patienten am häufigsten angetroffen.

Hiervon abzugrenzen ist die sekundäre Varikosis, die immer Ausdruck einer anderen Erkrankung ist, die zu Schäden an den Venen und zur Ausbildung von Krampfadern geführt hat. Sie ist sehr viel seltener als die primäre Varikosis und immer ein ernstzunehmendes Symptom. Die häufigste Ursache einer sekundären Varikosis ist der Verschluss der tiefen Leitvenen in Bein und/oder Becken durch Blutgerinnsel; das zugehörige Krankheitsbild nennt man tiefe Bein- oder Beckenvenenthrombose oder kurz TVT. Durch das Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen , über die normalerweise 90% des Blutes aus den Beinen Richtung Herz fließen, werden die hier befindlichen Venenklappen zerstört. Das Blut fließt dann nicht mehr zielgerichtet nach oben Richtung Herz und sucht sich seinen Weg über das oberflächliche Venensystem, dessen Fassungsvermögen an Blut bei weitem nicht ausreichend ist für die Blutmenge, die nun über sie abtransportiert wird. Folge: sie beulen sich sackartig aus und bilden sekundäre Varizen.

Das Blutgerinnsel (Thrombus) behindert der Blutstrom und zerstört die Venenklappen. Löst sich Gerinnselmaterial (Embolus) kann es mit dem Blutstrom die Lungengefäße erreichen und verursacht eine Lungenembolie.

Die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Varikosis ist sehr wichtig, da die Behandlung der Krampfadererkrankung völlig unterschiedlich ist.

Samstag, 11. September 2010

Das schwache Glied in der Kette: die Venenklappen


Die drei Venensysteme unserer Beine - Leitvenen, Stammvenen und Perforansvenen - arbeiten aufeinander abgestimmt sehr gut zusammen und werden dabei von Herztätigkeit, Muskelpumpen und Venenklappen unterstützt, damit das Blut von unten nach oben und von der Haut bzw. den Stammvenen weg in das tiefe Venensystem und dann weiter zum Herz fließen kann.


Stammvene = oberflächliche Vene, Leitvene = tiefe Vene, Perforansvene = Querverbindung zwischen Stamm- und Leitvene

Das schwächste Glied in dieser Kette sind unsere Venenklappen, die im Laufe der Zeit an Elastizität verlieren und ihre Funktionstüchtigkeit einbüßen können. Sie schließen nicht mehr richtig, so dass nun eine geringere Menge Blut durch die Tätigkeit der Muskelpumpen Richtung Herz fließt und ein Teil des Blutes sogar wieder rückwärts fließen kann. Durch den Verlust der Klappen, den Blutfluss kontrollieren zu können, entstehen an den Klappenrändern beim Blutfluss Turbulenzen, die die Klappen weiter schädigen. Das Venenblut wird nun nicht mehr zielgerichtet nach oben Richtung Herz transportiert, sondern pendelt hin und her. Schließlich überwiegt der Blutfluss in die entgegengesetzte Richtung von oben nach unten Richtung Bein sowie aus den tiefen Venen in die oberflächlichen Stammvenen, die dem Druck des rückwärtsfliessenden Blutes nicht mehr standhalten können und sich ausbeulen: eine Krampfader - Varize genannt - ist entstanden!


Eine intakte Venenklappe verhindert das Zurückfliessen des Blutes, indem sie sich schließt (A). Sind die Klappensegel defekt, fließt infolge des undichten Verschlusses Blut zurück Richtung Fuß (B). Unterhalb der defekten Klappe entstehen durch den Blutrückfluß Turbulenzen, die zu einer Ausweitung der Vene führen: Krampfader! (C)

Im Prinzip reicht bereits eine insuffiziente Venenklappe aus, um eine Krampfadererkrankung auszulösen. Besonders die Klappen der Perforansvenen –das sind die Sprossen unserer Venenleiter– sind sehr zarte Gebilde und daher anfällig, um einen Teufelskreis in Gang zu setzen. Durch die funktionsuntüchtige Klappe fließt das Blut aus der Tiefe in das oberflächliche, unter der Haut befindliche System der Stammvenen. Der Mehranfall an Blut beult die oberflächlichen Venen aus, deren Klappen nicht mehr dicht schließen können, die Blutturbulenzen schädigen die Klappen zusätzlich und so fällt eine Klappe nach der anderen Richtung Fuß diesem Teufelskreis zum Opfer. Es entstehen die von außen sichtbaren Krampfadern.

Über die defekte Klappe der Perforansvene fließt das Blut aus der tiefen Vene zurück in die oberflächliche Vene, die dadurch ausbeult und zur Krampfader wird.