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Dienstag, 19. Juli 2011

Die Behandlung des Ulcus cruris venosum

Die Behandlung eines Ulcus cruris setzt einen langen Atem bei allen Beteiligten voraus. Viele Ulcus-Patienten haben bereits einen jahrelangen Leidensweg aufgrund inadäquater und erfolgloser Therapieversuche hinter sich. Es ist daher nicht ganz einfach, sie zu einer oft langdauernden Behandlung zu motivieren.


Schwerste Komplikation der Krampfader-Erkrankung
Das Ulcus cruris stellt die schwerste Komplikation der Varikosis dar. Wenn immer möglich sollte eine kausale Therapie durchgeführt werden, z.B. wenn möglich das zugrunde liegende Krampfaderleiden operativ beseitigt werden durch ein Varizenstripping oder eine operative Sanierung insuffizienter Perforansvenen. Dabei kann das Abheilen eines offenen Beines durch eine konsequente Kompressionsbehandlung beschleunigt und die Gefahr des Wiederauftretens des Ulcus deutlich reduziert werden. Bei sehr großen, tiefen Ulzerationen an den Beinen können spezielle Operationsverfahren erforderlich werden wie beispielsweise das Ausschneiden des Ulcus und die Versorgung des Hautdefektes durch eine Hautverpflanzung. Auch sind Transplantationen von Venenklappen schon durchgeführt worden, die allerdings mit einer hohen Thromboserate einhergehen und aktuell nur an wenigen spezialisierten Kliniken durchgeführt werden. Die Industrie stellt eine Vielzahl von Wundauflagen für Ulcera zu Verfügung, beispielsweise aus Schaumstoff, Hydrokolloidverbände usw. Ob damit tatsächlich die Ulcus-Abheilung schneller vonstattengeht ist nicht bewiesen. Bewiesen ist dagegen, dass die Verödung von Krampfadern in der unmittelbaren Umgebung des Ulcus das Abheilen desselben beschleunigen kann. Sollten stark ausgeprägte Ödeme vorliegen, so kommt hier schon mal die apparative intermittierende Kompression in Frage.





Für immer wieder propagierte Maßnahmen wie Laserbehandlung, Magnetfeldtherapie, Ultraschall, Wärme- oder Sauerstoffbehandlung existieren keine Untersuchungen, die den Wert der jeweiligen Maßnahme nachvollziehbar belegen könnten.

Bei fast allen Ulcus cruris-Patienten ist auch nach Abheilung des Ulcus eine Dauerversorgung mit Kompressionsstrümpfen unumgänglich!

Samstag, 22. Januar 2011

Krampfader-Therapie: intermittierende pneumatische Kompression („IPK“)


Die „IPK“ ist  vom Prinzip her eine einfache, aber doch sehr spezielle Methode der Kompressionsbehandlung, die allerdings fortgeschrittenen und/oder hartnäckigen Stauungsproblemen vorbehalten. Der durchschnittliche Krampfader-Patient wird sie kaum benötigen.

Das Prinzip der Behandlung besteht darin, dass um die ödemgestaute Gliedmasse eine Manschette gelegt wird, die intervallartig mit Luft gefüllt wird, so dass die Extremität komprimiert wird. Der aufgebaute Druck liegt je nach Ausprägung der Ödembildung zwischen 12 und 200 mm Hg (zum Vergleich: der normale Blutdruck am Arm gemessen beträgt um 120/80 mm Hg). Dadurch werden sowohl der Blutfluss in den Venen auf Trapp gebracht als auch der Abfluss von Lymphflüssigkeit wesentlich verbessert.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierten abenteuerliche pumpenähnliche Konstruktionen zur „Verminderung des Volumens der Glieder“. Die erste kommerzielle Herstellung von Ein-Kammer-Luftsystemen erfolgte erst um 1960 in den USA und war lange Therapiestandard. Durch den breiteren Therapieeinsatz entwickelte man schließlich die heute noch gebräuchlichen Mehr-Kammer-Systeme, die es in Arm-, Bein-, Hüft- und Hosenform gibt.

Eine Heimtherapie ist möglich, d. h. der Patient hat seine IPK-Gerätschaft zu Hause und kann diese mehrfach wöchentlich benutzen. 



Die wichtigsten Indikationen zur IPK sind ausgeprägte Schwellungszustände bei:

  • Postthrombotischen Syndrom 
  • Ulcus cruris 
  • Primäre oder sekundäre Varikosis 
  • Unfallbedingte Ödeme 
  • Lymphödeme 
  • Lipödeme

Die Wirksamkeit der IPK bei der CVI (chronisch-venösen Insuffizienz), beim postthrombotischen Syndrom und beim Ulcus cruris („offenem Bein“)  ist gut belegt. Beim Ulcus cruris beschleunigt die IPK zusätzlich zur Behandlung mit Kompressionsverbänden oder -strümpfen die Abheilung des Ulcus deutlich.

Heutzutage werden fast ausschließlich Mehr-Kammer-Geräte eingesetzt. Die Anzahl der Behandlungen pro Woche hängen vom jeweiligen Krankheitsbild ab. Pro Sitzung sind 30 Minuten Anwendungsdauer die Regel. Auch wenn die heutigen Geräte bis zu 200 mm Hg Druck aufbauen können sollten prinzipiell keine Drücke von über 100 mm Hg verwendet werden. Bei venös bedingten Ödemen liegt der optimale Druck zwischen 20 und 40 mm Hg.

Nicht angewendet werden darf die IPK bei:

  • fortgeschrittener Herzinsuffizienz 
  • Thrombophlebitis 
  • Thrombose oder Thromboseverdacht 
  • Entzündlichen Hauterkrankungen 
  • Schwerem, nicht eingestelltem Bluthochdruck 
  • Weichteilverletzungen 
  • Nervenerkrankung der Gliedmaße

Samstag, 15. Januar 2011

Krampfader-Therapie: Kompressionsstrümpfe


Bei Kompressionstrümpfen denkt fast jeder sofort an unbequeme und zugegebenermaßen auch hässliche „Gummistrümpfe“. Das ist nicht ganz abwegig, denn die ersten Kompressionsstrümpfe wurden -  nachdem Goodyear 1839 die Vulkanisation des Gummis erfunden hatte - tatsächlich aus dünnen Gummifäden hergestellt. Die Zeiten sind jedoch vorbei: heutzutage werden Kompressionsstrümpfe statt aus Naturgummi aus synthetischem Material hergestellt, so dass die Strümpfe wesentlich dünner sind und einen akzeptablen Tragekomfort bieten.

 Neben den sogenannten medizinischen Kompressionsstrümpfen gibt es noch zwei weitere Strumpfarten:
  • Stützstrümpfe: werden aus Nylongewebe hergestellt und haben keinerlei medizinischen Nutzen!
  • Thromboseprophylaxestrümpfe: diese weißen Strümpfe sollen bei Krankenhausaufenthalten Thrombosen vorbeugen; zur Krampfader-Behandlung sind sie nicht geeignet!

Kompressionsstrümpfe unterscheiden sich hinsichtlich mehrerer Merkmale:

1. Strumpflänge

Man unterscheidet Waden-, Halbschenkel, Schenkelstrümpfe und Strumpfhosen. Faustregel: so lang wie nötig, so kurz wie möglich!

Waden-, Halbschenkel- und Oberschenkel-Kompressionsstrümpfe

Kompressions-Strumpfhosen gibt es auch für Schwangere mit nicht-komprimierendem Hosenteil sowie für Männer


2. Befestigungsarten

Kompressionsstrümpfe müssen gut sitzen und dürfen natürlich nicht nach kurzer Zeit wie eine Ziehharmonika Richtung Fuß rutschen. Bei Wadenstrümpfen ist ein guter Sitz meist kein Problem, bei längeren, bis über das Kniegelenk reichenden Strümpfen sind meist zusätzliche Halterungen nötig: Hüfthalter, silikonbeschichtete Haftränder oder sogar Hautkleber.



3. Kompressionsstärke

Schweregrad und Ausdehnung der Krampfader-Erkrankung bestimmen, welche Kompressionsstärke ein Strumpf haben muss, damit der gewünschte Kompressionseffekt erzielt werden kann. Unterschieden werden 4 versch. Kompressionsklassen:

Klasse 1/leicht
  • Risiko-Patienten
  • "schwere Beine"
  • Besenreiser und retikuläre Varizen
  • geringe Schwellneigung bzw. Ödemneigung

Klasse 2/mittel
  • einzelne Krampfadern
  • Stammvarizen ohne chronisch-venöse Insuffizienz (CVI)
  • CVI Stadium I und II
  • Schwangerschaftsvarizen mit Ödembildung
  • nach einer Krampfader-Operation
  • nach einer Verödungsbehandlung
(CVI Stadium I: behebbare Ödeme, dunkelblaue Hautverfärbungen am Fußrand, Krampfaderbildung im Bereich der Knöchelregion; CVI Stadium II: bleibende Ödeme, Verhärtungen von Haut und Unterhautfettgewebe, Stauungsekzem)

Klasse 3/kräftig
  • CVI Stadium III
  • tiefe Beinvenenthrombose
  • Störung der tiefen Beinvenen
  • Lymphödem, Lipödem
(CVI Stadium III: Ulcus cruris = "offenes Bein")

Klasse 4/sehr kräftig
  • Ödeme, die zu einer Verhärtung des Gewebes geführt haben
  • chronisches Lymphödem

4. Strickverfahren: rund oder flach?

Ein Kompressionsstrumpf besteht aus Zweizugmaterial (Längs- und Querdehnung). Um nahtlos zu sein, wird ein Kompressionsstrumpf im Rundstrickverfahren gestrickt, das auch in der herkömmlichen Strumpfproduktion bekannt ist.  Die Maschenzahl ist über der gesamten Strumpflänge gleich. Die unterschiedlichen Umfänge eines Beins werden durch eine unterschiedliche Vordehnung des elastischen Fadens erreicht, so dass das Gestrick in diesem Bereich insgesamt dünner wirkt. 

Eine zweite Variante sind flachgestrickte Strümpfe, die mit einer Naht wie eine Röhre zusammengenäht werden. Die flachgestrickten Kompressionsstrümpfe werden Reihe für Reihe nach einem Strickschema erstellt, wodurch die unterschiedlichen Umfänge  durch die Veränderung der Maschenzahl pro Reihe erzielt werden. Durch dieses Strickverfahren können auch sonst undenkbare Formen und Größenunterschiede passgerecht hergestellt werden. Flachgestrickte Strümpfe üben anhand von robusten Materialien einen flächig konstanten Druck auf das Bein aus, weisen die ideale Eigenschaft von geringem Ruhe- und hohem Arbeitsdruck auf und zeichnen sich durch einen perfekten Sitz aus.  Die Optik leidet zwar unter diesem Verfahren,  sie sind starrer und lassen sich nicht mehr so einfach anziehen, jedoch können so die Konturen der Beine wesentlich besser bekleidet werden. Flachgestrickte Strümpfe werden in der Regel bei starken Venenleiden oder Ödemen eingesetzt und haben die Kompressionsklassen II, III oder sogar IV. Es gibt sie „von der Stange“ oder individuell angefertigt. Letzteres ist vor allem notwendig, wenn besondere anatomische Verhältnisse vorliegen, also sehr umfangreiche oder sehr schlanke Beine.

Die Herstellung von Kompressionsstrümpfen ist hierzulande streng geregelt und muss bestimmten DIN-Normen entsprechen.


Verordnung und Anpassung von Kompressionsstrümpfen

Medizinische Kompressionsstrümpfe gehören zu den Hilfsmitteln, deren Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden sofern eine Indikation vom Arzt gestellt worden ist. Als Patient erhält man also ein Rezept, auf dem alle wichtigen Informationen vermerkt werden müssen: Anzahl der Strümpfe, Strumpflänge, Kompressionsklasse, Diagnose sowie der Vermerk ob Konfektionsware („von der Stange“) oder Maßanfertigung. Zusätzliche Angaben beziehen sich auf die Art der Befestigung, Zeheneinschluss und das Strumpfmaterial, was bei Allergikern wichtig sein kann.

Die Strumpfanpassung setzt geschultes Personal voraus, was man eher im Sanitätshaus als in der Apotheke finden wird. Die Haltbarkeit von medizinischen Kompressionsstrümpfen beträgt bei regelmäßiger Nutzung ca. 6 Monate. Dann sind sie ausgeleiert und es müssen neue Strümpfe verordnet werden.

Übrigens: Hilfs- und Heilmittel belasten nicht in das Arznei- oder Heilmittel-Budget des verordnenden Arztes!


Anziehhilfen

Kompressionstrümpfe werden in der Regel nur tagsüber getragen, man zieht sie morgens an und abends wieder aus. Im Gegensatz zu den Kompressionsverbänden entfällt also das Problem der Hautpflege und der Körperhygiene.

Das Anziehen von Kompressionsstrümpfen ist nicht ganz einfach; es muss gelernt werden und stellt viele Patienten gerade zu Beginn der Kompressionsbehandlung vor Probleme. Vereinfacht wird das Anziehen und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen durch verschiedene Hilfsmittel, die ebenfalls per Rezept verordnungsfähig sind. 

Sowohl für Kompressionstrümpfe mit offener Spitze (die Zehen liegen frei) als auch für solche mit geschlossener Spitze (Zeheneinschluss) d.h. sind sog. Gleitsocken sehr hilfreich sein und das Anziehen der Strümpfe ist mit etwas Übung ruck zuck erledigt. Die in den folgenden Video-Clips gezeigten Handschuhe sind mit Gumminoppen versehen und verbessern die Griff-Fähigkeit und schonen die Strümpfe. Auch sie sind verordnungsfähig!








Weitere Anziehhilfen:










Trotz der vielen Hilfsmittel wird es immer wieder Patienten geben, die aufgrund ihres Alters, Gebrechlichkeit oder auch ihrer Körperfülle nicht in der Lage sind, sich ihre Kompressionsstrümpfe an- und auszuziehen. In solchen Fällen kann oder vielmehr muss ein ambulanter Pflegedienst via ärztlicher Verordnung damit beauftragt werden.


Risiken und Nebenwirkungen
  • Schlecht sitzende Kompressionsstrümpfe können durch Einschnürungen Schäden verursachen:
  • Hautnekrosen
  • Druckschäden von Nerven
  • tiefe Beinvenenthrombosen

Kompressionsstrümpfe dürfen nicht verordnet werden bei:
  • fortgeschrittenen arteriellen Durchblutungstörungen („Raucherbeine“)
  • fortgeschrittener Herzinsuffizienz
  • Venenentzündungen, die bereits zu einer Sepsis mit Fieber geführt haben
  • schwerer Beinvenenthrombose, bei alle, nicht nur die tiefen Beinvenen, durch Thrombusmaterial verstopft sind

Vorsichtig sollte man sein bei:
  • nässenden Hautveränderungen
  • Allergien auf das Strumpfmaterial
  • schweren Sensibilitätsstörungen der Beine
  • Rheuma-Erkrankungen

Mittwoch, 12. Januar 2011

Krampfader-Therapie: Kompressionsverbände


Die Kompressionsbehandlung ist die Basistherapie einer jeden konservativen Krampfader-Behandlung und kann auch bei invasiven Maßnahmen zusätzlich unterstützend wirken. Sie ist keineswegs eine altertümliche Behandlungsmaßnahme, sondern hat trotz der hochmodernen Therapie-Optionen auch heutzutage einen hohen Stellenwert in der Krampfader-Behandlung, vorausgesetzt sie wird korrekt und insbesondere konsequent durchgeführt.


Es werden unterschieden:
  • Kompressionsverbände
  • Kompressionsstrümpfe/Strumpfhosen
  • intermittierende pneumatische Kompression („IPK“)

Strenggenommen gehört die Kompressionsbehandlung zu den physikalischen Maßnahmen und hat folgende Ziele:
  • Verbesserung des gestörten Blutflusses der Beinvenen
  • Reduktion der Stauungs-Beschwerden
  • Ödem-Reduktion und dadurch Verhinderung der Entzündungsreaktionen des Gewebes
  • Verhinderung chronischer Beschwerden, die nicht mehr dauerhaft behebbar sind


Kompressionsverbände zur Akuttherapie, Kompressionsstrümpfe zur Dauertherapie 

Kompressionsverbände werden meist nur in der Akuttherapie angelegt, also wenn in massiv gestauten Beinen zunächst die eingelagerte Ödemflüssigkeit reduziert werden muss. Mit anderen Worten: Kompressionsverbände machen die Beine schlank, Kompressionsstrümpfe halten die Beine zur Dauertherapie schlank.



Die Behandlung mit Kompressionsverbänden ist eine Wissenschaft für sich. Es existiert eine Vielzahl von Verbänden, also Binden, die sich hinsichtlich Material, Elastizität (Kurz-, Mittel- Langzugbinden), Hafteigenschaften, Abmessungen und Pflegeeigenschaften unterscheiden. Auch gibt es verschiedene „Wickeltechniken“, die teilweise mit Eigennamen versehen sind: Pütter-, Unna-, Fischerverband, auch existieren Dachziegel- und Kornährenverbände.  Daneben existieren auch noch verschiedene Hilfsmittel, die je nach Befund zum Anlegen eines Kompressionsverbandes benötigt werden: Wundauflagen, Polstermaterial wie Watte, Schaumstoffe und Silikon sowie Rutschhilfen. Welche Verbandsmaterialen und Wickeltechnik der behandelnde Arzt einsetzt ist letztlich eher unerheblich: er muss jedoch ein klares Therapiekonzept haben und seine Technik sicher beherrschen.

Der Kompressionsverband kann als sog. Dauer- oder Wechselverband angelegt werden. Dauerverbände werden „rund um die Uhr“ getragen und bestehen meist aus selbstklebendem oder aushärtendem Material (Zinkleimverband oder sogar Gipswickel), die relativ schnell zu einer Abschwellung des gestauten Beines führen, so dass sie regelmäßig (meiste nach wenigen Tagen) erneuert werden müssen, damit sie nicht zu locker sitzen und der gewünschte Effekt dadurch verpufft. Bei direkt auf die Haut aufgebrachten Klebeverbänden kann es gelegentlich zu Hautreizungen kommen; weiterer Nachteil sind Einschränkungen bei der Körperpflege, denn mit den Verbänden kann man nicht unter die Dusche oder in die Badewanne. 

Dauerverbände werden in der Regel nicht sehr häufig angelegt, sie sind eigentlich nur bei massiven Stauungen der Beine erforderlich. Der durchschnittliche Krampfader-Patient wird wahrscheinlich nie einen Dauerverband benötigen, sofern er sich beizeiten um seine Krampfader-Problematik kümmert.  Wechselverbände werden regelmäßig - meist täglich - erneuert und haben den Vorteil, dass der Lokalbefund der Beine oder aber auch Wunden regelmäßig kontrolliert werden können. Während das Material der Dauerverbände nicht wiederverwendet werden kann, ist das Verbandsmaterial der Wechselverbände waschbar.

Phlebologischerseits wird als Standard ein Wechselverband mit sog. Kurzzugbinden angelegt. Kurzzugbinden sind relativ unelastisch und somit nicht sehr dehnbar, was sehr unbequem klingt und schlimmes befürchten lässt. Aber ganz im Gegenteil, sie haben folgenden Vorteil: sie haben einen niedrigen Ruhedruck, d.h. wenn der Patient nicht auf den Beinen ist, also sitzt, die Beine hochlegt oder schläft sind sie relativ komfortabel zu tragen. Geht der Patient umher und betätigt seine Wadenmuskeln, weisen Kurzugbinden einen hohen Arbeitsdruck auf, wodurch der Blutfluss in den Beinvenen deutlich verbessert wird.

Ruhedruck > Dauerdruck von außen durch den Kompressionsverband während der Inaktivität

Arbeitsdruck > Druck, der beim Umhergehen durch die sich gegen den Verband stemmenden Muskeln erzeugt wird, also „von innen“ kommt

Allerdings haben die Verbände mit Kurzzugbinden auch Nachteile: das korrekte Anlegen ist eine Kunst für sich und muss auch vom Patienten trainiert werden. In der Regel muss er sich die Verbände nämlich selbst anlegen, denn er wird wohl kaum jeden Tag bei seinem Arzt vorbeischauen, damit er die Beine gewickelt bekommt! Auch sind die Verbände nur für mobile Betroffene sinnvoll, da nur durch das Umhergehen der Arbeitsdruck entsteht und sich der gewünschte Kompressionseffekt entwickelt.

Ziel einer Behandlung mit Kompressionsverbänden ist es, gestaute Beine schlank zu bekommen und möglichst schnell auf die komfortableren Kompressionsstrümpfe oder auch -strumpfhosen zur Dauertherapie umzusteigen. Bei vielen Krampfader-Patienten ist eine Behandlung mit Kompressionsverbänden übrigens gar nicht notwendig, sie können gleich mit Strümpfen versorgt werden sofern  sie keine ausgeprägte Beinschwellung vorweisen.

Kleine Animation zum Anlegen eines Kompressionsverbandes (Beispiel):

Dienstag, 28. September 2010

Kompressionsstrümpfe: Tipps


Obgleich die Kompressionstherapie die Basis vieler phlebologischer Erkrankungen  darstellt stößt sie bei vielen Betroffenen auf Ablehnung oder wird nur halbherzig toleriert. Moderne Strumpfmaterialien und zahlreiche Hilfsmittel haben den Umgang mit Kompressionsstrümpfen jedoch deutlich verbessert, dennoch gibt es einige Stolperfallen. Hier ein paar Tipps:

Beim Anziehen der Strümpfe sollte die Haut trocken sein; für eine bessere Griffigkeit sorgen Gummihandschuhe mit Noppen an den Fingerspitzen (Haushaltshandschuhe).

Beim Abholen der Strümpfe sollten Sie diese nicht einfach nur in Empfang nehmen, sondern sich das korrekte Anziehen im Sanitätshaus erklären lassen.

Kompressionsstrümpfe sollte man sich in einem größeren Sanitätszentrum besorgen, nicht im Miederwarengeschäft um die Ecke. In größeren Zentren ist das Personal in der Regel geschulter und professioneller. Bereits beim Abmessen und Anpassen können gravierende Fehler unterlaufen!

Zur Erleichterung des An- bzw. Ausziehens gibt es eine Reihe von Hilfsmitteln. Zum Beispiel eine Gleitsocke, die aus glattem Material ist und zunächst über den Fuß gestülpt wird, damit der Kompressionsstrumpf beim Anziehen besser rutscht. Auch gibt es Halterungen aus Metall, auf die der Strumpf aufgespannt wird und das Hineinschlüpfen einfacher gelingt. Diese Hilfsmittel sollte man sich im Sanitätshaus demonstrieren lassen und sie am besten vor Ort ausprobieren. 

Der Kompressionsstrumpf sollte tagsüber kontinuierlich getragen werden, insbesondere wenn man viel Stehen oder Sitzen muss.  Nachts muss man sie normalerweise nicht tragen.

Die Dauer einer Kompressionsbehandlung hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Hier einige Richtwerte, die aber von Patient zu Patient variabel sein können:

  • Nach Krampfaderoperation: 6 Wochen
  • Nach Sklerosierung größerer Varizen: vom ersten bis letzten Termin + 3 Wochen
  • Nach Besenreiserverödung: 1 Woche
  • Nach Venenentzündung (Thrombophlebitis): min. 2 Wochen, je nach Befund/Ausdehnung/Verlauf auch länger
  • Nach Thrombose: mindestens 3 Monate; je nach Verlauf auch länger
  • Bei einem postthrombotischen Syndrom, Lymphödem oder Ulcus cruris: meist lebenslang



Kompressionsstrümpfe haben eine Peelingeffekt: die Haut trocknet aus und schuppt, es entstehen Rötungen und Juckreiz. Am Abend sollte die Haut daher mit einer feuchtigkeitspendenden Creme oder Salbe gepflegt werden, um dem vorzubeugen. Keine Lotions, die ziehen zu schnell ein und der Feuchtigkeitseffekt ist schnell verflogen!

Halten Sie sich an die Pflegeanweisung des Herstellers. Kompressionsstrümpfe gehören weder in die Kochwäsche, den Trockner noch über die Heizung gelegt.  In der Regel vertragen sie  keinen Weichspüler.
Kompressionsstrümpfe sollten idealerweise perfekt sitzen, denn sie müssen konsequent getragen werden, damit der gewünschte Kompressionseffekt eintritt. Sollten sie nicht richtig sitzen, Einschnürungen oder Scheuerstellen auftreten oder Sie mit den Strümpfen einfach nicht zurecht kommen: Rücksprache mit dem Sanitätshaus oder Ihrem behandelnden Arzt nehmen!

Kompressionsstrümpfe halten nicht ewig, meist ist der gewünschte Kompressionsdruck nach 6 Monaten verpufft und es müssen neue her. Die gesetzliche Krankenkasse zahlt Ihnen pro Jahr 2 Paar Kompressionsstrümpfe, die gut gepflegt werden müssen.

Stützstrümpfe, die beispielsweise bettlägerigen Patienten im Krankenhaus zur Thrombose angezogen werden, sind nicht mit Kompressionsstrümpfen gleichzusetzen, dass sie viel zu geringe Kompressionswerte aufweisen!

Mittwoch, 22. September 2010

Jetzt wird´s eng: Kompressionsstrümpfe


Der Grundpfeiler in der Behandlung von Venenerkrankungen ist die optimale, individuell angepasste Kompressionsbehandlung. Etwa 75% der Patienten mit Venen- und Lymphgefäßerkrankungen können alleine durch diese Maßnahmen erfolgreich behandelt werden. Schon im alten Ägypten versuchte man durch Anlegen von Bandagen Beinbeschwerden zu lindern. Aus dem Mittelalter ist überliefert, das den Beinkranken Schnürgamaschen aus Leder angepasst wurden. Ohne dass man damals die pathophysiologischen Zusammenhänge kannte, wurde unbewusst das Richtige unternommen. Erst in jüngerer Zeit wurde die Kompressionstherapie erforscht und begründet, zugleich wurden die  erforderlichen Mittel zur Kompressionserzeugung immer weiter verbessert und für den Patienten komfortabler. 

Das Prinzip der Kompressionsbehandlung beruht darauf, dass die Venengefäße etwas zusammengedrückt werden. Durch den geringeren Venendurchmesser muss das sich stauende Blut schneller fließen. Es wird also die Strömungsgeschwindigkeit des Venenblutes gesteigert, wodurch der Rückfluss Richtung Herz schneller erfolgt. Auch die Effektivität der verschiedenen Muskelpumpen in unseren Beinen wird durch die Kompressionsbehandlung gesteigert, wobei die volle Ausschöpfung erst erreicht wird, wenn man sich unter der Kompressionsbehandlung viel bewegt. Der Blutstrom über defekte Perforansvenen (die Leitersprossen) gegen die Haut wird messbar reduziert, so dass das Blut wieder wie ursprünglich vorgesehen überwiegend über die tiefen Leitvenen abfließt. 

Die typische Stauungsproblematik –dicke Beine durch Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe– wird gelindert, da durch die Kompression nicht nur Druck auf die Venen ausgeübt wird, sondern natürlich auch auf das umgebende Gewebe. So merkwürdig es klingt, durch die Kompression wird die Mikrozirkulation in den winzigen Hautgefäßen, den Kapillaren, verbessert und somit auch die Hautdurchblutung. Die Kompressionsbehandlung dient in erster Linie der Verhütung der venös bedingten Stauungsbeschwerden und soll die gefürchteten Komplikationen wie z.B. das Ulcus cruris verhindern. Da venöse Erkrankungen in der Regel fortschreiten, muss die Kompressionsbehandlung konsequent durchgeführt werden.

Die Kompressionsbehandlung wird durchgeführt bei:
  • primärer und sekundärer Varikosis 
  • Varizen und/oder Ödemen während der Schwangerschaft 
  • Thrombophlebitis 
  • Thrombosevorbeugung 
  • während und nach eine Phlebothrombose 
  • Postthrombotisches Syndrom 
  • Ödeme nach Unfällen oder Operationen 
  • Lymphödeme 
  • Lipödeme 
  • nach eine Verödungsbehandlung

Vorsichtig sollte man mit einer Kompressionsbehandlung sein bei:
  • Unverträglichkeit auf das Kompressionsstrumpf- oder Kompressionsbindenmaterial 
  • Gefühlsstörungen in den Beinen 
  • Nervenerkrankungen in den Beinen wie z.B. bei Diabetikern


Eine Kompressionsbehandlung darf nicht durchgeführt werden bei:
  • fortgeschrittener arterieller Verschlusskrankheit (sog. Raucherbeine) 
  • fortgeschrittener Herzinsuffizienz 
  • einer ausgedehnten Thrombose, die alle Venen des Beines betrifft und kein Blut mehr aus dem betroffenen Bein abfließen lässt