gtag('config', 'UA-20994785-1', { ‚anonymize_ip‘: true });

Sonntag, 19. September 2010

Die chronisch venöse Insuffizienz: Definition, Ursachen, Klinik


Von einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI) spricht man dann, wenn die Transportfunktion der Beinvenen für das Blut Richtung Herz nicht mehr einwandfrei funktioniert und zu einer chronischen venöse Volumenüberlastung bzw. Druckerhöhung in den Beinvenen führt, wodurch im Laufe der Zeit charakteristische Hautveränderungen entstehen. Die CVI ist immer Ausdruck einer bereits fortgeschrittenen chronischen Venenerkrankung und bedeutet für den Betroffenen eine oftmals erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Sie verursacht chronische Schmerzen, eine eingeschränkte Mobilität die sowohl die Berufstätigkeit beeinträchtigt als auch  Freizeitaktivitäten, zu sozialer Isolation und Depression führen kann.

Die CVI kann verursacht werden durch:

  • Varikosis (Krampfadern)
  • tiefe Beinvenenthrombosen (TVT)
  • angeborene Störungen im Beinvenensystem

Die Krampfadererkrankung ist der häufigste Auslöser einer CVI, insbesondere dann, wenn sie viele Jahre besteht und keine Behandlung erfolgt. Es kommt zu Störungen in der Mikrozirkulation, zur Erweiterung der Venen, deren Wände für Flüssigkeiten durchlässiger werden (medizinisch Permeabilitätsstörungen). Die in das umgebende Gewebe ausgetretene Flüssigkeit zieht Leukozyten an, wodurch es zu lokalen Entzündungsreaktionen kommen kann, die im Laufe der Zeit das Gewebe samt Haut schädigen. Die Haut wird lederartig derb, fühlt sich rauh und trocken an, was wiederum Juckreiz auslöst. Durch Kratzen entstehen kleine Hautverletzungen, die nur schwer oder nicht mehr abheilen.

Aber auch bei der TVT nehmen die Venenklappen Schaden, so dass der Blutfluss Richtung Herz dauerhaft ins Stocken gehört, sich Umgehungskreisläufe ausbilden und Stauungsprobleme auftreten. Im Gegensatz zur Krampfadererkrankung führt eine TVT wesentlich häufiger und rascher zu einer CVI. Eine sog. postthrombotische CVI bilden besonders ältere Patienten aus, Übergewichtige und Patienten, deren Thrombosebehandlung nicht optimal war. Auch eine zweite oder gar dritte Thrombose im gleichen Bein erhöht zunehmend das CVI-Risiko. 

Die CVI infolge einer tiefen Beinvenenthrombose bezeichnet man auch als postthrombotisches Syndrom und gilt als die häufigste Komplikation venöser Thromboembolien: innerhalb von 1-2 Jahren entwickeln 20 - 40% aller Patienten eine CVI, nach 5-10 Jahren sind es 50 - 100%. Häufig ist ein sog. beschwerdefreies Intervall nach einer TVT, d.h. im 1. Jahr nach überstandener Thrombose sind viele Patienten völlig beschwerdefrei und glauben, sie seien nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen bevor dann doch  die ersten Anzeichen einer CVI auftreten.

Zu Beginn einer CVI machen sich zunächst in der Knöchelregionen Veränderungen bemerkbar: kleine Krampfäderchen tauchen auf, die sternförmig um die Knöchelregion herumlaufen (Corona phlebectatica),  ödembedingte Schwellungen, Ekzeme, bräunliche Verfärbungen der Haut, die sich zwar derb anfühlt, aber dennoch sehr empfindlich für kleinere Verletzungen ist. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich schließlich aus kleineren Hautverletzungen das gefürchtete „offene Bein“ entwickeln, medizinisch Ulcus cruris. Besteht ein Ulcus cruris unmittelbar in der Nähe des Sprunggelenks, häufig ist es in der Umgebung des Innenknöchels zu finden, kann es zum sog. arthrogenen Stauungssyndrom mit Beweglichkeitseinschränkung des Gelenks kommen, was nach Jahren in einer Versteifung des Gelenks enden kann.


Häufige Beschwerden bei der CVI sind Schwellung, Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen, Schmerzen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und unruhige Beine. Typischerweise nehmen die Beschwerden bei Wärme, im Laufe des Tages und bei längerem Sitzen und Stehen zu sowie beim Hochlegen der Beine wieder ab.