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Ohne Behandlung und je nach Ausmaß der Venenveränderungen wird aus einer Krampfader-Erkrankung im Laufe der Jahre ein sog. Krampfader-Leiden. Zu Beginn der Erkrankung werden Symptome von den betroffenen Patienten häufig nicht ernst genommen. Erste Symptome sind Schwellneigung bzw. Ödembildung nach längerem Stehen oder Sitzen. Im Laufe der Zeit wird diese Stauungssymptomatik chronisch und führt zu Veränderungen des Gewebes, zu entzündlichen Reaktionen, vermehrter Bindegewebseinlagerungen, Vernarbungen und schließlich zu unheilbaren Hautveränderungen. Und es können Komplikationen wie Venenentzündungen, Thrombosen und das gefürchtete Ulcus cruris („offenes Bein“) auftreten, die bei Krampfader-Betroffenen 9-mal häufiger sind als bei Venengesunden.
Unbehandelt führt die Varikosis fast immer zu gravierenden Folgen!
Die Indikation zum Eingreifen bei der Krampfader-Erkrankung wird also nicht erst gestellt, wenn der Patient Beschwerden verspürt oder aus kosmetischen Gründen eine Behandlung wünscht, sondern sobald hämodynamische Veränderungen nachweisbar sind, also Störungen im Blutfluss der Beinvenen, die mit einer Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden können. Es ist also eine möglichst frühzeitige Therapie anzustreben!
Vielen Patienten ist nicht klar, dass die Krampfader-Erkrankung nicht heilbar ist! Unheilbar heißt nicht automatisch, dass es keine Therapie gibt und Betroffene ihren Krampfadern hoffnungslos ausgeliefert sind. Im Gegenteil: gerade in den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von neuen, erfolgversprechenden Behandlungsmöglichkeiten entwickelt. Als Patient muss man jedoch verstehen, das die Veranlagung zur Krampfader-Erkrankung nicht ausgelöscht werden kann, sondern ein lebenlang fortbestehen bleibt, so dass die Therapie oder zumindest regelmäßige Kontrolluntersuchungen ebenfalls lebenslang erfolgen müssen.
Die Therapieziele sind:
- Besserung und möglichst Normalisierung des gestörten Blutflusses in den Beinvenen
- Besserung und möglichst Beseitigung von Stauungsbeschwerden
- Abheilung von venösen Ulzera
- Verhinderung von Komplikationen wie Phlebitis, Thrombosen, Varizenblutung, chronisches Stauungssyndrom
Zur konservativen Behandlung des Krampfader-Leidens gehören folgende Maßnahmen:
- konsequente Kompressionstherapie
- intermittierende pneumatische Kompression („IPK“)
- Pharmakotherapie
- Balneotherapie
- Bewegungstherapie
- Lebensstilkorrektur (z.B. Gewichtsreduktion)
Zu den invasiven Maßnahmen gehören:
- Verödungs- oder Sklerotherapie (ist keine konservative Maßnahme wie meist angenommen!)
- Laserbehandlung
- Elektro- und Lichtkoagulation
- operative Maßnahmen
Prinzipiell kann man jedes Stadium der Varikosis konservativ behandeln und zwar mit einer Kompressionstherapie, die allerdings konsequent und lebenslang durchgeführt werden muss. Das bedeutet aber nun nicht, dass die Kompressionsbehandlung allen anderen Behandlungsmöglichkeiten per se überlegen ist. Vielmehr ist die Entscheidung, eine Krampfader-Erkrankung konservativ oder operativ zu behandeln, in erster Linie von den Bedürfnissen und Wünschen des Patienten abhängig.
Ein junger Patient, mitten im Leben stehend, beruflich und sportlich aktiv, tendiert sicher eher zu einer schnellen Lösung seines Krampfader-Problems durch eine Operation und will von Kompressionsstrümpfen nichts wissen. Ein älterer Patient sieht das möglicherweise ganz anders: er fühlt sich mit Kompressionsstrümpfen ausreichend versorgt und kommt gut damit zurecht. Warum sollte er sich also operieren lassen? Was aber ist, wenn der ältere Patient zwar gut mit den Strümpfen versorgt ist, sie aber ohne fremde Hilfe weder an- noch ausgezogen bekommt? Und was ist, wenn er alleine lebt und keine Hilfe im gleichen Haushalt hat und der ambulante Pflegedienst zweimal täglich kommen muss? Ist dann eine konservative Therapie noch sinnvoll und verliert der Patient nicht an Selbständigkeit und Lebensqualität?
Es existiert also keine Standardlösung für die Krampfader-Erkrankung, vielmehr muss für jeden Patienten eine individuelle Lösung gefunden werden, die seinen Wünschen, Vorstellungen und Lebensumständen gerecht wird.
Welche Therapie auch immer durchgeführt wird, konservativ oder invasiv: sie muss frühzeitig und mit aller Konsequenz erfolgen!