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Sonntag, 12. Dezember 2010

Tiefe Beinvenenthrombose (4): Therapie


Die TVT stellt einen angiologischen Notfall da, der sofortiges Eingreifen erforderlich macht. Die Ziele einer jeden Thrombosebehandlung sind:
  • weiteres Wachstum des Thrombus verhindern 
  • eine Lungenembolie verhindern 
  • ein postthrombotisches Syndrom verhindern

Die Therapie einer TVT ist überwiegend konservativ und besteht im Wesentlichen aus der Gabe von gerinnungshemmenden Medikamenten. Sofortwirksam ist das Heparin, das bei der ambulanten Behandlung gewichtsadaptiert in Form der „Thrombosespritzen“ gegeben werden kann. Je nach Ausdehnung der Thrombose besteht auch die Möglichkeit der Heparin-Infusionen, dann allerdings nur unter stationären Bedingungen.

Da die Gerinnungshemmung unter Umständen bis zu 6 Monate lang durchgeführt werden muss wird schließlich auf Tabletten umgestiegen. Das in Deutschland am häufigsten verordnete gerinnungshemmende Medikament in Tablettenform ist das Marcumar®. Die Marcumarisierung ist anfänglich etwas aufwendig da im Abstand von einigen Tagen die Blutgerinnung durch Blutabnahmen kontrolliert werden muss, da es etwas braucht bis die Tabletten wirken. Daher kann zu Beginn einer Thrombosebehandlung auf das Heparin nicht verzichtet werden. Neben der Medikamentengabe ist auch die sofort einsetzende Kompressionsbehandlung erforderlich, zunächst durch Verbände, später durch einen Kompressionsstrumpf. Das langfristige Ergebnis ist abhängig von der Fähigkeit des Körpers, das Gerinnsel selbst aufzulösen.

Während früher bei frischen Thrombosen „strikte Bettruhe“ verordnet wurde lautet die Devise heute nach Vorgaben des betreuenden Arztes „Laufen oder Hochlagern“. Es wird allgemein in den Leitlinien zur Behandlung einer TVT ein mehrfach täglich durchzuführendes Gehtraining für 20 bis 30 Minuten gefordert. Ansonsten sollte das Bein viel hochgelagert werden.

Der überwiegende Teil der Beinvenenthrombosen kann ambulant behandelt werden. Voraussetzung sind eine ausreichende Heparinisierung, konsequente Kompression und engmaschige ärztliche Überwachung. Der Patient muss sich zuverlässig an die Vorgaben halten und insbesondere bezüglich der Blutverdünnung und Kompressionstherapie absolut konsequent sein. Nicht geeignet für eine ambulante Behandlung sind Fälle mit massiver Beinschwellung, schweren Begleiterkrankungen, erforderlicher weiterer Diagnostik sowie Patienten, die mit der ambulanten Behandlung überfordert sind, zu Hause nicht betreut sind und keine regelmäßige ärztliche Versorgungsmöglichkeit haben.

Unter konsequenter Initialtherapie kommt es bei rund 25% der Patienten zu einer kompletten oder teilweisen Wiedereröffnung der Venen. Bei 30% der Patienten entwickelt sich nach 5 bis 8 Jahren  eine sekundäre Varikosis, die unbehandelt bis zum gefürchteten „offenen Bein“, dem sog. Ulcus cruris, führen kann. Auch wenn die TVT überstanden und glimpflich abgelaufen ist sollte sich jeder Patient regelmäßig auf Folgeschäden untersuchen lassen, damit rechtzeitig eingegriffen werden kann.

Es gibt noch weitere Therapiemöglichkeiten bei der TVT, die aber insgesamt selten durchgeführt werden: die Lysebehandlung und die Operation.

Jährlich werden in Deutschland rund 130.000 Patienten mit einer TVT behandelt, wovon nur 600 bis 1000 eine Lysebehandlung erhalten. Das liegt zum einen daran, dass weniger als 20% der Patienten für eine Lyse in Frage kommen und zum anderen daran, dass viele Patienten in Hinblick auf die möglichen Komplikationen dankend ablehnen. Bei der Lysebehandlung wird dem Patienten ein gerinnselauflösendes Medikament, am häufigsten Streptokinase oder Urokinase, entweder intravenös gegeben oder aber auch mittels eines Katheters unmittelbar in den Thrombus gespritzt, in der Hoffnung, dass sich dieser wieder auflöst. Die Lystherapie kann nur stationär auf einer Intensivstation durchgeführt werden und dauert wenige Tage bis hin zu 3 Wochen. Während der Lysebehandlung wird wie bei der erstgenannten Methode eine Heparinisierung durchgeführt, die überlappend in die Marcumarisierung übergeht. Die konsequente Kompressionsbehandlung ist selbstverständlich. 

Ein erhebliches Problem bei der Lysetherapie sind Blutungskomplikationen, was zur Folge hat, dass viele Patienten für die Lyse nicht geeignet sind: Patienten über 65 Jahren, Bluthochdruck, Schlaganfall in der Vergangenheit, Augenhintergrundveränderungen, die zu einer Blutung neigen, Hämorrhoiden, Darmpolypen, Magengeschwüre, in den letzen 14 Tagen vor Entwicklung einer Thrombose erlittene Verletzungen und/oder Operationen, Schwangerschaft  und Wochenbett, Tumorkrankheiten sowie bereits bestehende Gerinnungsstörungen. 

Die Lyse-Ergebnisse sind recht gut: zu einer vollständigen Wiedereröffnung der Venen kommt es in bis zu 60% der Fälle, die teilweise Eröffnung findet immerhin bei rund 30% der Patienten statt. Dennoch: diese guten Ergebnisse werden mit der möglichen Komplikation gravierender Blutungen erkauft, die immerhin bei 1,3% der Patienten auftreten und sehr dramatisch sein können. Auch kann sich der in Auflösung begriffene Thrombus von der Venenwand ablösen und zu einer Lungenembolie führen.

Operationen sind bei TVTs recht selten erforderlich und in Fachkreisen auch umstritten. Das Prinzip der Operation besteht darin, dass über einen Leistenschnitt ein Katheter in der betroffenen Vene bis über den Thrombus hinaus vorgeschoben wird. An seinem Ende kann ein kleines Ballönchen aufpumpt werden, mit dem dann der Thrombus mitsamt Katheter herausgezogen wird. Klingt gut, führt aber dennoch bei vielen Patienten noch vor der Entlassung aus dem Krankenhaus zu einer erneuten Thrombose. Merkwürdigerweise entwickeln trotz geglückter Operation mehr Patienten ein postthrombotisches Syndrom als nach der erstgenannten konservativen Methode. Eine Operation wird daher nur noch durchgeführt, wenn das Bein durch den thrombotischen Verschluss von nahezu allen Venen gefährdet ist und abzusterben droht oder aber die untere Hohlvene, die das Blut aus den Beckenvenen zum Herzen führt, von einem Thrombus verschlossen sein sollte.

Tiefe Beinvenenthrombose (3): Lungenembolie


Der Thrombus bei einer TVT kann vor Ort in den tiefen Beinvenen verharren oder aber sich von der Venenwand ablösen und mit dem Blutstrom Richtung Herz schwimmen. Von der rechten Herzkammer aus, die das venöse Blut aus dem Körper aufnimmt, kann er in die Lunge gepumpt werden, wo er die Lungengefäße verstopft und je nach Größe die Lungendurchblutung behindert oder komplett zum Erliegen bringt. Das nennt man dann Thromboembolie, Lungenembolie oder Lungeninfarkt.

Hier eine kleine Animation (engl.):



Die Größe des Thrombus entscheidet, welche Folgen eine Lungenembolie hat. Ist nur wenig Thrombusmaterial auf die Reise gegangen und sind nur wenige, kleine Lungengefäße verstopft, bedeutet das meist keine unmittelbare Lebensgefahr. Körpereigene Substanzen können das Blutgerinnsel langsam wieder auflösen und das war´s dann. Oft werden derart kleine Lungenembolien überhaupt nicht bemerkt! Wiederholen sich die kleinen Embolien immer wieder, weil beispielsweise immer wieder Venenentzündungen auftreten, die Thromboembolien verursachen, kann die Lunge durch Vernarbungen in ihren Gefäßen im Laufe der Zeit dauerhaften Schaden nehmen und das Herz hat es immer schwerer, Blut durch den Lungenkreislauf zu pumpen. Nicht nur die Lunge, sondern auch das Herz ist dann chronisch geschädigt. Ein so entstandener Herzschaden hat eine denkbar ungünstige Prognose.

Werden große Mengen an Thrombusmaterial in die Lunge eingeschwemmt kann das zu einem abrupten Erliegen der Lungendurchblutung und der Pumpfähigkeit des Herzens führen. Der Tod tritt oft innerhalb von Sekunden ein. Jährlich versterben in Deutschland bis zu 30.000 Menschen an einer Lungenembolie.

Die Symptome einer Lungenembolie hängen davon ab, wie viel Thrombusmaterial welche Lungengefäße verstopft hat. Die Symptome einer Lungenembolie können somit variieren, sind manchmal schwach und uncharakteristisch, können schubweise auftreten, wenn kleine Embolien hintereinander stattfinden. Eine Lungenembolie kann aber auch sehr dramatisch ablaufen und das Bild eines akuten Herzinfarktes nachahmen.

An eine Lungenembolie sollte man denken bei:
  • Plötzlicher Atemnot
  • Kurzatmigkeit
  • Blaue Lippen
  • Herzrasen mit Angstzuständen
  • Schmerzen im Brustkorb, die sich beim Einatmen verschlimmern
  • Husten, evtl. wird auch etwas Blut abgehustet
  • Schweißausbruch
  • Kollapsneigung bis hin zur Bewusstlosigkeit

Eine Lungenembolie ist ein lebensbedrohlicher Notfall, schon der geringste Verdacht sollte Anlass zum Handeln geben: Notarzt rufen!

Tiefe Beinvenenthrombose (2): Symptome


Eine Thrombose der oberflächlichen Venen, die in der Regel mit einer Phlebitis (Venen-Entzündung) auftritt, ist leicht zu erkennen und auch dem medizinischen Laien wird schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt. Thrombosen der tiefen Beinvenen verursachen oft sehr verschwommene Symptome und sind auch für Kenner der Materie nicht immer eindeutig. Rund 1/3 aller TVT verlaufen sehr mild und symptomarm, d.h. die Betroffenen merken nichts von ihrer TVT bis sich dann aus heiterem Himmel eine Lungenembolie ereignet. Insbesondere bei bettlägerigen Personen wird eine TVT oft nicht erkannt.

Misstrauisch werden sollte man bei folgenden Symptomen:

Ein dumpfer, ziehender Schmerz im Bein ähnlich wie bei Muskelkater. Merkwürdigerweise tritt der Muskelkater nur in einem Bein auf (eine TVT in beiden Beinen gleichzeitig ist äußerst selten!) und bessert sich, wenn das betreffende Bein hochgelagert wird.

Je ausgeprägter der Venenverschluss, desto mehr schwillt das Bein an. Die Anschwellung tritt immer unterhalb des Verschlusses auf. Bei einer Unterschenkelvenenthrombose schwillt die Knöchelregion an, sitzt der Thrombus in den Oberschenkelvenen ist der ganze Unterschenkel einschließlich Knöchel geschwollen. Sollte das ganze Bein geschwollen sein ist das Vorliegen einer Beckenvenenthrombose sehr wahrscheinlich. Das Betasten der geschwollenen Beinregion löst in der Regel Schmerzen aus.

Plötzlich aufgetretene Krampfadern und Besenreiser bzw. deren akute Zunahme können ebenfalls Hinweise auf einen Verschluss der tiefen Beinvenen geben. Oft hat das betreffende Bein auch einen „Blaustich“. Schauen Sie sich daher im Verdachtsfall Ihr Bein genau an!

Die aufgeführten Symptome sollten Sie ernst nehmen und zügig abklären lassen. Eine unbehandelte TVT kann folgenlos bleiben, zu einer Lungenembolie führen und /oder ein postthrombotisches Syndrom verursachen.

Bitte beachten Sie, dass eine sichere Diagnose nur von einem Arzt gestellt werden kann. Das gilt ausdrücklich auch für den Ausschluss einer TVT!

Tiefe Beinvenenthrombose (1): Entstehung


Unter einer tiefen Beinvenenthrombose (auch TVT genannt) versteht man eine Blutgerinnsel-Bildung (Thrombus) in den Leitvenen, das sind die tief zwischen den Muskeln unserer Beine liegenden Venen, oder sogar in den Beckenvenen und der unteren Hohlvene.

Schon vor über 100 Jahren hat ein deutscher Pathologe, Rudolf Virchow, beobachtet, dass folgende Veränderungen zur Entstehung einer Thrombose führen:

1. Veränderungen der Gefäßwand

Schäden an der Gefäßwand können ausgelöst werden durch Verletzungen, Entzündungen (Phlebitis), degenerative Veränderungen, Krampfadern und Geschwulsterkrankungen und führen zu einem Zusammenballen von Blutplättchen und somit zur Entstehung eines Thrombus.

2. Verlangsamung der Blutströmung

Die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes in den Gefäßen kann verlangsamt werden durch Immobilität (Bettlägerigkeit, Gipsbein, stundenlanges Sitzen), Krampfadern und Flüssigkeitsmangel. Der verlangsamte Blutstrom gestattet es den Blutplättchen, schneller an der Gefäßwand kleben zu bleiben und die Thrombusbildung nimmt ihren Lauf.

3. Gerinnungsstörungen

Gerinnungsstörungen können angeboren sein oder aber auch durch verschiedene Krankheiten ausgelöst werden. Eine erhöhte Gerinnbarkeit des Blutes verstärkt die Neigung, Thrombosen zu entwickeln.



Während eine Thrombose in den oberflächlichen Venen noch vergleichsweise harmlos ist, ist mit einer TVT nicht zu spaßen. Ein Thrombus kann wachsen und größer werden und somit zu einem kompletten Verschluss der tiefen Venen führen über die normalerweise 90% des Blutes unserer Beine  abfließen muss. Sind die tiefen Beinvenen blockiert, muss sich das Blut einen anderen Weg suchen und fließt über die Perforansvenen, mit denen die tiefen und oberflächlichen Venen verbunden sind,  in das oberflächliche Venensystem ab. Die oberflächlichen Venen sind jedoch nur für 10% des Blutrückstroms ausgelegt und somit überlastet. Sie können dauerhaften Schaden nehmen und zu einer sekundären Varikose führen. Der Thrombus kann sich aber auch von der Gefäßwand lösen und mit dem Blutstrom weitertransportiert werden, über das Herz bis in die Lunge gelangen und zu einer Lungenembolie führen, die im ungünstigsten Fall tödlich enden kann!

Hier noch eine kleine Animation zu TVT und Lungenembolie:

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Phlebologische Untersuchung (3): Phlebographie

Bei der Phlebographie handelt es sich um eine Röntgen-Untersuchung der Venen mit Hilfe von Kontrastmittel. Hierzu wird auf dem Fußrücken - ähnlich der Blutabnahme in der Ellenbeuge - eine Vene punktiert und sodann Kontrastmittel injiziert, welches über die Venen zusammen mit dem Blut Richtung Herz strömt. Da das Kontrastmittel in den Venen im Gegensatz zu Arterien relativ langsam abfließt, lassen sich diese in der Durchleuchtung gut beurteilen. Es müssen dann hintereinander mehrere Röntgenbilder vom Bein angefertigt werden, damit die Venen und ihr evtl. krankhafter Blutstrom später betrachtet werden können. 

Unterschenkel - Kniegelenks-Etage - Leiste/Becken

Zur Phlebographie werden Sie sich in der Regel bei einem Radiologen vorstellen müssen. In der Ära vor Einführung der Doppler/Duplex-Sonographie war die Phlebographie die Standard-Untersuchung bei Venen-Patienten. Häufigste Indikation zur Darstellung von Extremitätenvenen ist der Verdacht auf eine Thrombose. Bei einer frischen Thrombose liegt der Thrombus wurmartig im Gefäß und wird von Kontrastmittel umspült. Ältere Thromben sind in der Regel wandständig oder füllen sogar das Venenlumen vollständig aus. Auch ein postthrombotisches Syndrom mit Zerstörung des Klappenapparates, Kollateralkreisläufen und Gefäßektasien wird in der Durchleuchtung sichtbar.

Die Phlebographie ist eine nicht ganz angenehme Untersuchung, bei weitem aber nicht so belastend wie oft dargestellt. In seltenen Fällen kann sich die Punktionsstelle am Fußrücken entzünden und zu einer oberflächlichen Phlebitis führen. Wie bei jeder Kontrastmitteluntersuchung kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Bei Schilddrüsenerkrankungen ist wegen des Jodgehalts des Kontrastmittels Vorsicht geboten. Ernsthafte Komplikationen sind wegen der mittlerweile gut verträglichen Kontrastmittel sehr selten geworden.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Oberflächliche Venenentzündung: Thrombophlebitis

Entzündungen der oberflächlichen Venen kommen recht häufig vor und werden als Phlebitis bezeichnet. Meistens entsteht ein Blutgerinnsel in der entzündeten Vene, Thrombus genannt, und man spricht daher auch von einer Thrombophlebitis.

Die Ursache der Entzündung einer Krampfader ist nicht ganz geklärt. Wegbereitend sind sicher der gestörte Blutabfluss und die dadurch bedingten Stoffwechselstörungen innerhalb der Gefäßwand, die  anfälliger wird für Entzündungsreaktionen. Auch können bakterielle Infekte, die an ganz anderen Stellen im Körper lokalisiert sind, z.B. eine Nasennebenhöhlenentzündung oder eine vereiterte Zahnwurzel, zu einer Streuung der Bakterien führen, für die eine Krampfader ein willkommener Ort ist, um auch hier eine Entzündung auszulösen. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, das z.B. durch Kratzen an den Krampfaderbeinen winzige Hautverletzungen entstehen, über die Bakterien eindringen und eine Venenentzündung auslösen können. Kurzer Exkurs: auch die intravenöse Injektion und Infusion von Medikamenten kann eine Venenentzündung entfachen, natürlich nicht an den Krampfadern, sondern dort, wo gepiekst worden ist, in der Regel also an den Armvenen. Auch Drogenabhängige leiden häufig an Venenentzündungen und sind bei der Wahl des Injektionsortes oft sehr kreativ.

In 80% aller Thrombophlebitis-Fälle findet sich als Ursache aber eine Varikose mit oder ohne begünstigende Begleiterkrankungen. In 50% der Fälle sind die Seitenäste der Stammvenen betroffen, in knapp 20% die Stammvene in Höhe des Unterschenkels und in 28% die Stammvene in Höhe des Oberschenkels und hier sogar mit Übergang in das tiefe Venensystem.


Die Pfeile markieren Blutgerinnsel, die bereits durch die Haut hindurchschimmern

Warum entsteht nun ausgerechnet auch noch ein Blutgerinnsel in einer entzündeten Vene? Jede Entzündung ist eine Abfolge komplizierter chemischer Prozesse bei denen bestimmte Stoffwechselprodukte gebildet werden, u. a. auch ein Eiweißstoff namens Fibrin. Fibrinfäden bilden in der entzündeten Vene ein Netz, in dessen Geflecht mehr und mehr rote Blutkörperchen und Blutplättchen hängen bleiben bis schließlich der Thrombus entstanden ist. In nicht seltenen Fällen kann eine vorübergehende oder dauerhafte Veränderung der Blutgerinnung die Thrombusentstehung noch begünstigen:

  • Schwangerschaft
  • Eine von 200 Schwangeren entwickelt innerhalb 48 Stunden nach der Entbindung eine Thrombophlebitis
  • Rauchen
  • „die Pille“
  • angeborene Blutgerinnungsstörungen
  • Krebserkrankungen

Eine Thrombophlebitis der oberflächlichen Venen tritt meist abrupt auf. Die betroffene Vene schwillt an, wird heiß und ist als roter Strang sicht- und tastbar, wobei das Berühren schmerzhaft ist. Der Thrombus kann bläulich durchschimmern. Eine Phlebitis kann bei den Betroffenen zu einem ausgeprägten Krankheitsgefühl führen, Fieber ist nicht selten.

Das tut weh und ist nicht ganz ungefährlich!
Basisbehandlung ist die Kompressionstherapie, die konsequent durchgeführt werden muss. Zusätzliche Maßnahmen sind entzündungshemmende Medikamente und die Gabe von Heparinspritzen, umgangssprachlich „Thrombosespritzen“ genannt, die die Ausbildung einer tiefen Beinvenenthrombose verhindern sollen. Der Patient sollte sich möglichst viel bewegen, langes Stehen und Sitzen sollten vermieden werden. Linderung bringen auch bewährte Hausmittelchen wie z. B. Umschläge mit kaltem Quark. Sollten in der entzündeten Krampfader große Blutgerinnsel vorliegen, bringt die Entfernung der Gerinnsel über einen kleinen Stich in die Krampfader (nach vorangegangener örtlicher Betäubung) Erleichterung. Es kann relativ lange dauern, bis eine Thrombophlebitis abgeklungen ist. Sie sollte immer Anlass geben, das Venensystem der Beine genauestens zu untersuchen und ggf. durch eine Sklerosierung oder Operation zu sanieren. Wenn nicht sind Rezidive vorprogrammiert.

Eine Thrombophlebitis kann - so unangenehm sie auch sein mag - vergleichsweise harmlos sein, sofern sie auf einen kleinen Seitenast beschränkt ist. Sind jedoch Abschnitte einer Stammvene betroffen oder diese sogar in ganzer Länge und greift die Phlebitis auf das tiefe Venensystem über, kann eine tiefe Beinvenenthrombose die Folge sein. Spätestens nach Abklingen der Phlebitis sollte die zugrundliegende Krampfadererkrankung vernünftig behandelt werden, z.B. durch eine Operation.

Montag, 25. Oktober 2010

Phlebologische Untersuchung (2): Doppler- und Duplex-Sonographie


Die meisten von uns haben schon einmal eine Ultraschalluntersuchung gemacht bekommen und wissen, sie ist schmerz- und risikolos. Es wird etwas Gel auf die Körperoberfläche aufgetragen und mit einer Sonde oder einem Schallkopf darauf herumgefahren. Die ausgesendeten Ultraschallwellen dringen in den Körper ein und werden von den dort befindlichen Organen reflektiert, die man sich dann auf einem Bildschirm anschauen kann. Und das kann man auch mit den Gefäßen in unserem Körper anstellen. Man unterscheidet zwei verschiedene Ultraschallverfahren, mit denen man die Gefäße untersuchen kann: die Doppler- und die Duplex-Sonographie.


Doppler-Sonographie

Bei der Doppler-Sonographie fährt der Untersucher mit einer stiftförmigen Sonde die Körperoberfläche über den Venen ab. Die von der Sonde ausgesendeten Ultraschallwellen treffen auf den Blutstrom in den Venen und werden durch die Blutzellen –in erster Linie Erythrozyten– reflektiert, wodurch sich eine Frequenzverschiebung zwischen den ausgesendeten und reflektierten Schallwellen ergibt. Das Ultraschallgerät kann diese Frequenzveränderungen auf einem Monitor sichtbar machen (erinnert ein wenig an ein EKG), als auch in für uns Menschen wahrnehmbare akustische Signale umwandeln. Liegt keine Blutströmung vor, warum auch immer, hört man nichts. In diesem Fall bleibt das Dopplergerät stumm.



Mit der Doppler-Sonographie kann man klären:
  • Ist die Blutströmung in den oberflächlichen Venen in Ordnung? 
  • Fließt das Blut vom Fuß kommend ausschließlich nach oben Richtung Herz? 
  • Gibt es Abschnitte, in denen das Blut hin und her pendelt oder gar wieder zum Fuß zurückfließt? 
  • Gibt es Perforansvenen, die zulassen, dass Blut aus den tiefen Leitvenen zurück gegen die Haut fließt? 
  • Der Vollständigkeit halber: auch der Blutstrom durch die Arterien kann so gecheckt werden!

Die Doppler-Sonographie erlaubt es uns nicht, die Venen auf einem Monitor zu betrachten, sondern gibt Auskunft über die Blutströmung in den Gefäßen und gestattet somit Rückschlüsse auf die Funktionstüchtigkeit der Venen und ihrer Klappen. Während der Untersuchung werden Sie sicher mehrfach aufgefordert werden, die Luft anzuhalten und zu pressen. Durch das Pressen wird Druck in der Bauchhöhle aufgebaut und der Blutstrom über die Venen für kurze Zeit gestoppt. Gesunde, funktionstüchtige Venenklappen verhindern, dass Sie Ihr Blut wieder in die Beinvenen zurückpressen, indem sie dicht schließen. Sind die Klappen jedoch defekt, wird das Blut an den defekten Klappen vorbei zurück in das Bein gepresst. Wiederholt man diese Untersuchung an mehreren Stellen des Beines, so kann der Untersucher exakt bestimmen, welcher Venenabschnitt mit defekten Klappen zu kämpfen hat.


Duplex-Sonographie

Mit der Duplex-Sonographie kommen mehr Farbe und Bewegung ins Spiel. Sie ermöglicht die betrachtung der Gefäße und der Blutströmung auf einem Monitor. Viele Geräte erlauben die Darstellung der Blutströmung sogar in Farbeund in Kombination mit der vorgenannten Doppler-Sonographie.

Die Duplex-Sonographie gehört mehr oder weniger zum Standard einer soliden Venenuntersuchung und sollte keinem Venenpatienten vorenthalten werden. Nach einer amerikanischen Erhebung soll die Behandlung von Venenpatienten ohne durchgeführte  Duplex-Untersuchung in 1/3 der Fälle fehlerhaft sein und insbesondere nach operativen Maßnahmen das rasche Wiederauftreten von Krampfadern erklären. Also scheuen Sie sich nicht, nach einer Duplex-Untersuchung zu fragen insbesondere dann, wenn Ihnen eine operative Maßnahme nahegelegt wird! 


Der Untersuchungsablauf ist ähnlich der vorgenannten Doppler-Untersuchung. Statt einer Sonde werden verschiedene Ultraschallköpfe verwendet, die Sie vielleicht schon von der Untersuchung innerer Organe her kennen. Auf einem Monitor kann man sich die einzelnen Gefäße und den Blutfluss darin anschauen. Nicht selten gelingt auch das Betrachten einer Venenklappe, die sich öffnet und schließt. Wie bei der vorgenannten Doppler-Untersuchung werden die Venenklappen Funktionstests unterzogen, Sie müssen also wieder pressen. Die Duplex-Sonographie liefert ein wesentlich exakteres Bild von der Funktionstüchtigkeit der Venen und ihrer Klappen als die Doppler-Sonographie und eignet sich auch zur Abklärung einer Phlebothrombose. Die auf dem Monitor sichtbaren Bilder können mittels eines Printers zu Dokumentationszwecken ausgedruckt werden. Neuere Geräte erlauben sogar die digitale Speicherung der Bilder.


Freitag, 22. Oktober 2010

Phlebologische Diagnostik (1): körperliche Untersuchung


Hausarzt und/oder Venenspezialist werden Sie zunächst nach Ihren Beschwerden und Problemen mit den Beinvenen fragen. 

Haben Sie schon Ihren persönlichen Risiko-Check durchgeführt? Wenn nicht, dann holen Sie es jetzt nach und machen sich vielleicht ein paar Notizen während Sie die Fragen beantworten. Das vereinfacht Ihnen das Vortragen Ihres Anliegens und Ihr Arzt weiß gleich, worum es geht. Klicken Sie auf "Risiko-Check", bearbeiten  den Fragenkatalog und Sie erhalten Ihr persönliches Risikoprofil für Venen- bzw. Krampfader-Erkrankungen.






Sie werden sicher weitere Fragen beantworten müssen zu Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme (nehmen Sie eine Liste der Medikamente mit, die Sie regelmäßig einnehmen), nach Ihrem Beruf und Freizeitaktivitäten usw.

Nach dem Gespräch schließt sich die körperliche Untersuchung an, d.h. in erster Linie werden Ihre Beine begutachtet und nach Besenreisern und evtl. schon sichtbaren Krampfadern geschaut. Für die Inspektion Ihrer Beine müssen Sie sich hinstellen, manchmal auf ein kleines Podest, damit die Venen sich schön mit Blut füllen. Auch die Beurteilung der Hautverhältnisse bezüglich Temperatur und Konsistenz ist wichtig wie die Prüfung auf Wasseransammlungen im Knöchel- und Unterschenkelbereich. Gegebenenfalls wird der Umfang beider Beine an mehreren Stellen gemessen und dokumentiert. Um einen Überblick über die Durchblutungssituation in den Arterien zu bekommen wird der Puls an mehreren Stellen getastet: Leiste, Kniekehle, hinter dem Innenknöchel sowie auf dem Fußrücken. Beim Betasten der Beine können auch druckschmerzhafte Stellen einen Hinweis auf eine Venenerkrankung geben.

An die körperliche Untersuchung schließt sich die Diagnostik mit Geräten an, ohne die eine moderne Phlebologie nicht mehr denkbar ist. Es leuchtet ein, dass die Entscheidung für eine Therapierichtung nicht mehr nur auf der persönlichen Erfahrung des Untersuchers basiert, sondern die Folge objektiver diagnostischer Ergebnisse sein sollte. Der Einsatz von Geräten hat sich verständlicherweise im Laufe der Jahre geändert. Wurden die Venenkranken früher noch unangenehmen Untersuchungen unterzogen, deren Ergebnisse unter Umständen auch noch ungenau waren, hat man heutzutage mit der Ultraschalluntersuchung der Gefäße eine hervorragende Möglichkeit, sich innerhalb kurzer Zeit ein Bild über die Funktionstüchtigkeit der Beinvenen zu verschaffen, ohne den Patienten wie auch immer zu belasten.

Die Untersuchung der Venen soll klären: 
  • Liegt überhaupt einen Venen-/Krampfader-Erkrankung vor?   
  • Art der Varikosis   
  • Stamm- und/oder Astvarikosis   
  • Perforansinsuffizienz   
  • Retikuläre Varizen   
  • Isolierte Besenreiser   
  • Liegen bereits Auswirkungen oder chronische Folgeschäden des tiefen Leitvenensystems vor?

Die Beantwortung dieser Fragen hat unmittelbare therapeutische Konsequenzen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Zu welchem Arzt soll ich gehen?

Die erste Anlaufstelle sollte die Praxis Ihres Hausarztes sein. Ihr Hausarzt kennt Sie und Ihre Vorerkrankungen und kann bei Bedarf auch eine passende Behandlung einleiten.

Auch wenn ein guter Hausarzt, den Sie schon länger kennen und zu dem Sie eine vertrauensvolle Beziehung pflegen, viel wert ist, sollten Sie sich jetzt nicht nur mit  Inspektion und Betasten Ihrer Beine und einem Rezept für Kompressionsstrümpfe zufrieden geben, sondern nach einer gezielten Untersuchung der Beinvenen z. B.  mit Ultraschall fragen. Sollte Ihr Hausarzt diese Untersuchung nicht selbst durchführen können, so bitten Sie ihn um Überweisung an eine Praxis mit entsprechender apparativer Ausstattung. Spezialisten für Venenerkrankungen sind Phlebologen und Gefäßchirurgen, aber auch viele Allgemeinmediziner und Chirurgen besitzen oft Zusatzausbildungen  in der Phlebologie und Angiologie und die entsprechende Gerätschaft zur eingehenden Untersuchung. 

Sollte Ihr Hausarzt Ihnen keine Praxis empfehlen können hilft ein Blick ins Telefonbuch oder die Recherche über das Internet. Auch Empfehlungen aus dem eigenen Bekanntenkreis sind manchmal hilfreich, um einem Venenspezialisten in der näheren Umgebung ausfindig zu machen.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Ihr persönlicher Risiko-Check


Auch wenn Sie keine Krampfadern an Ihren Beinen entdecken können und beispielsweise nur abendliche Schwellungen an den Knöcheln bemerkt haben oder in letzter Zeit die Besenreiser zugenommen haben sollten: geben Sie sich einen Ruck und lassen Sie Ihre Venen checken! Nur durch rechtzeitiges Eingreifen können die folgenschweren Komplikationen der Varikosis verhindert werden. Es gibt keine Spontanheilungen, die Varikosis ist eine chronische Erkrankung, die im Laufe Ihres Lebens aller Voraussicht nach weiter fortschreiten und problematisch werden wird, sofern nicht rechtzeitig eingegriffen wird.

Vielleicht überzeugt Sie auch der folgende Test, mit denen Sie Ihre persönlichen Risikofaktoren für eine Venenerkrankung prüfen können. Eine Eigendiagnose können Sie damit zwar nicht stellen, aber die Entscheidung, sich einen Arzttermin zu besorgen, fällt damit sicher leichter. Klicken Sie bitte auf "Risiko-Check".